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Terroristen werden anders. Es sind neuerdings nicht mehr die gezielten Attentate von Personen, die einem Netzwerk im Hintergrund angehören -und die sich, in mehr oder minder glaubhafter Religiosität, auf ein paar Dutzend Jungfrauen freuen. Das wäre der Tätertypus I. Im Hinblick auf diesen "strategischen Terrorismus" scheinen die Sicherheitskräfte in Europa einen guten Job zu machen. Anders wäre nicht erklärbar, dass so wenige gravierende terroristische Akte geschehen.

Zunehmend haben wir es jedoch mit "Zufallstätern" zu tun, die mit höchst unzulänglichen Mitteln -vom Lastwagen bis zum Messer -auf Menschen losgehen. Die Opferzahlen sind geringer, doch die Allgegenwärtigkeit eines solchen Terrorismus macht Angst. Tätertypus II hat oft eine Biografie von diversen Delikten hinter sich, bis er (nach oberflächlicher Islamisierung) einen terroristisch-explosiven Akt setzt. Die Antriebskraft kommt aus dissozialen psychischen Motiven, sie wird bloß dekoriert mit religiösen Parolen. Nur einen Schritt weiter führt Tätertypus III. Es handelt sich um "echte" psychopathologische Fälle. Diese könnten sich in unterschiedlichen expressiven Formen äußern -zum Muster eines "Terroranschlags" wird deshalb gegriffen, weil dieses Aktionsmuster im Bewusstsein gegenwärtig ist.

Die übliche Unterscheidung, ob es sich bei einem Anlassfall um "Terror" oder "psychische Störung" handelt, ist administrativ-polizeilich für die Entscheidung, ob man weitergehende Sicherheitsvorkehrungen treffen muss, wichtig. Aber sie geht am Wesen der Sache vorbei. Denn Terroristen weisen wohl immer eine "besondere" psychische Konstellation auf; vor allem aber ändert sich an der Terroraktion nichts, wenn sich Personen mit Persönlichkeitsstörung eines terroristischen Musters bedienen. Übrigens ist auch die strategische Variante wieder zu erwarten.

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