
Die Natur ist der Schlüssel
Untergangsszenarien zum Thema Klimawandel gibt es genug, dachten sich niederländische Forscher. Also entwickelten sie eine Karte – und einen positiven Blick auf die Zukunft.
Untergangsszenarien zum Thema Klimawandel gibt es genug, dachten sich niederländische Forscher. Also entwickelten sie eine Karte – und einen positiven Blick auf die Zukunft.
Zweitausendzwanzig begann, auch wenn man sich das kaum vorstellen kann – mit einer angenehmen Überraschung. Jedenfalls für die Leserinnen und Leser der Volkskrant, die am 2. Jänner erstmals im neuen Jahrzehnt ihre Zeitung aufschlugen und dort auf folgende Schlagzeile stießen: „Die Niederlande sind 2120 sauber und grün.“ Auch die Details ließen aufhorchen: „Doppelt so viele Wälder und zwei Drittel weniger Nutzvieh“ werde es geben, und das Wachstum der Bevölkerung solle sich nicht auf die überfüllte westliche Agglomeration konzentrieren, sondern auf bislang weniger dicht besiedelte Gebiete im Osten und Süden.
Man muss sich die damalige Situation vergegenwärtigen, um diese Nachricht einzuordnen. Erst zwei Tage zuvor hatte China die WHO über eine neue, noch namenlose Lungenkrankheit informiert. Noch glaubte kaum jemand, dass diese das Leben in Europa bald für unbestimmte Zeit auf den Kopf stellen würde. Stattdessen war die Erinnerung an den enttäuschenden Klimagipfel von Madrid noch frisch. Und in den Niederlanden, dem dichtbevölkerten Delta an der Nordsee, hatten sich im Winter zuvor Wissenschaftler in einem Magazin-Artikel zur Frage geäußert, ob man den Westen des Landes angesichts des Seespiegel-Anstiegs nicht irgendwann aufgeben müsse.
Wichtige Untergangsszenarien
Tim van Hattum findet solche „Untergangs-szenarien“ keinesweges übertrieben. Im Gegenteil: „Sie sind wichtig, denn sie haben die Funktion, den Menschen klarzumachen, dass es Zeit ist zum Handeln. Nur ist die Botschaft, dass ein höherer Meeresspiegel und ein Delta keine gute Kombination sind, inzwischen hinlänglich bekannt.“ Van Hattum, ein Ingenieur von Mitte 40, leitet das Programm „Green Climate Solutions“ an der renommierten Wageningen University & Research (WUR). Und die oben erwähnten, bemerkenswerten Zukunftsaussichten für das 22. Jahrhundert gehen auf seine Initiative zurück.
Sie stammen aus einem Projekt namens „Nederland in 2120“. Im Wesentlichen ist dies eine Karte mit einem angehängten Bericht, die eben keine dystopische Unterwasser-Landschaft mit drastisch geschrumpfter Landmasse zeigt. Sondern, auf den ersten Blick, erstaunlich viel Grün – Waldgebiete sowie mehr Pflanzen in den Städten –, durchzogen von auffälligen Wasserwegen. Dazu fallen allerlei in das Blau der Nordsee eingetragene Symbole ins Auge, die für Energiegewinnung und Aquakultur stehen.
Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.
In Kürze startet hier der FURCHE-Navigator.
Steigen Sie ein in die Diskurse der Vergangenheit und entdecken Sie das Wesentliche für die Gegenwart. Zu jedem Artikel finden Sie weitere Beiträge, die den Blickwinkel inhaltlich erweitern und historisch vertiefen. Dafür digitalisieren wir die FURCHE zurück bis zum Gründungsjahr 1945 - wir beginnen mit dem gesamten Content der letzten 20 Jahre Entdecken Sie hier in Kürze Texte von FURCHE-Autorinnen und -Autoren wie Friedrich Heer, Thomas Bernhard, Hilde Spiel, Kardinal König, Hubert Feichtlbauer, Elfriede Jelinek oder Josef Hader!
