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Die Vorgeschichte

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Das neue Regime in Syrien, das selbst mit großen inneren Schwierigkeiten zu kämpfen hat, unterstützte eine dieser Terrorgruppen (El- Falah), doch ließ es sie meistens auf nichtsyrischen Territorien operieren, um auf diese Art und Weise die Spuren der Täter zu verwischen. Die Terrorakte erweckten in Israel nicht nur tiefen Abscheu, sondern auch aggressive Tendenzen. Familien, die an der Grenze wohnen, beschwerten sich, daß sie sich ihres Lebens nicht mehr sicher fühlten, und auch der kleine Mann auf der Straße begann Reaktionen von seiner Regierung zu fordern. Die rechtsextremistische Cheruth-Partei beschloß, von der Regierung das Recht zur „nationalen Verteidigung" zu fordern. Ben Gurions Partei, Raft, die in letzter Zeit im Anstieg begriffen ist, beschuldigte die Regierung, daß sie nicht energisch genug gegen die Terroraktionen, deren Ursprung in den arabischen Staaten ist, vorgehe. Die einzige Zeitung, die gegen jede Vergeltungsaktion Stellung nahm, war der arabischen Dörfern in die Luft gesprengt, nachdem die Einwohner vorher von den israelischen Kräften evakuiert worden waren.

Ministerpräsident Eschkol sowie andere Minister der Koalitionsregierung erklärten nach der israelischen Vergeltungsaktion sowie nach den verschiedenen Terrorangriffen, daß Israel um Ruhe und Sicherheit auf beiden Seiten der Grenzen um jeden Preis bestrebt sei. Doch könne es nicht untätig zusehen, wie ein Terrorakt nach dem anderen auf israelischem Gebiet ausgeführt wird.

Die Terrorakte hatten sich in den letzten Wochen verstärkt und eine große Zahl von Opfern gefordert. In den Jahren vorher wurden eine Anzahl Terrorgruppen unter arbeitslosen Jugendlichen in den Flüchtlingslagern der arabischen Staaten gegründet. Meistens blieb es bei blutrünstigen Gesprächen.

kommunistische „Kol Haam“. Es war klar, die Situation hatte sich erwärmt und Ministerpräsident Eschkol mußte handeln, wenn er selbst nicht die Moral der israelischen Bürger untergraben wollte.

Druck auf Syrien

Ministerpräsident und Sicherheitsminister Levy Eschkol versuchte erst sein Glück bei der Sicherheitskommission der UNO, doch wurde dort keine antiarabische Resolution angenommen, ja nicht einmal eine Resolution, die Syrien als den Urheber der Terrorakte anerkennt. Nach dieser politischen Niederlage sah sich der Ministerpräsident gezwungen, militärisch einzugreifen, um auch seine eigene Position innerhalb Israels zu halten.

Die russische Regierung legte Israel nahe, daß sie an keinem Krieg gegen Syrien interessiert sei. Bekanntlich ist Syrien das dem Ostblock am nächsten stehende Land im Mittleren Osten, und sein Regime wird fast ausschließlich mit russischer Wirtschaftsunterstützung am

Leben erhalten. Die Russen versprachen Israel ihrerseits, Druck auf Syrien auszaiüben, daß dieses Land den Frieden wahren solle. Doch in Syrien selbst sind die verschiedenen Offizierscliquen ziemlich selbständig, und die syrische Regierung hat Schwierigkeiten, ihre Offiziere immer in Schach zu halten.

In Jordanien ist die Regierung nicht stark genug, um mit Maßnahmen gegen den Terror durchzu dringen, so daß Israel selbst versuchen mußte, sich sein Recht zu verschaffen und auf diese Art und Weise die Ortsbevölkerung zu verwarnen, mit den Terroristen zu kooperieren.

Wieder die Jordanquellen

Syrien beschäftigt sich zur Zeit auch mit der Ableitung der Jordanquellen. In Israel war man der Ansicht, daß sich die Ableitungsarbeiten auf Jahre hinausziehen werden. Es erwies sich jedoch, daß das syrische Arbeitstempo schneller war, als man erwartete. Erst dieser Tage erklärte Israels Propagandaminister, Israel Galili, daß Israel nicht mit Ruhe zusehen könne, wenn Syrien die Arbeiten zum Abschluß bringen werde. Man findet es in den politischen Kreisen Israels nur logisch, daß man gegen die Ableitungsarbeiten nur Vorgehen kann, solange nicht allzu viel Geld darin investiert wurde und auch ein Verzicht der Syrer für sie noch tragbar ist. Ägypten versprach der syrischen Regierung militärische Hilfe im Falle eines israelischen Angriffes. Doch da Ägypten im Jemen mit 70.000 Mann gebunden ist, kann auch eine ägyptische Reaktion nicht erfolgen.

Die militärische Stärke Israels ist zur Zeit mit politischen Schwächen verbunden. Außer der amerikanischen Regierung, die am Fall des syrischen Regimes interessiert ist, genießt Israel in seiner Position nur geteilte Unterstützung, und auch damit muß gerechnet werden. Im allgemeinen ist man der Ansicht, daß die letzte militärische Aktion Israels gegen Jordanien noch Viicht das letzte Wort im kalten Krieg im Mittleren Osten ist, der sich von Zeit zu Zeit fast zu einem „heißen“ entwickelt.

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