El Salvador: Ein Präsident ohne Programm

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Nayib Bukele, der 37-jährige Sohn palästinensischer Einwanderer, hat sich bei den Präsidentenwahlen im zentralamerikanischen Kleinstaat El Salvador durchgesetzt. Geboren wurde er, als der blutige Bürgerkrieg 1981 begann. Er wird nicht nur der erste Staatschef der jüngeren Geschichte sein, der weder der rechtsextremen Oligarchenpartei ARE-NA, noch der Partei der ehemaligen Guerilla FMLN angehört. Er ist auch der erste nach dem Friedensabkommen von 1992, der ohne Stichwahl ins höchste Amt befördert wird. Geschafft hat er das praktisch ohne Programm. Es reichte, sich von den großen Parteien abzugrenzen und deren Korruption anzuprangern. Der schwerreiche Erbe eines Werbeunternehmens wich Fernsehdebatten genauso aus wie Wahlkampfauftritten in der Provinz. Vielmehr konzentrierte er sich auf die sozialen Medien, um seine einfachen Botschaften zu verbreiten: politischer Wandel und Kampf der Korruption. Das Thema zieht, denn die drei letzten Präsidenten wurden allesamt der Korruption angeklagt: einer sitzt hinter Gittern, einer starb vor der Verurteilung und der dritte floh ins Exil nach Nicaragua. Und auch dem noch amtierenden ehemaligen Guerillakommandanten Salvador Sánchez Cerén wird vorgeworfen, er lasse sich sein Gehalt auffetten. Bukele wurde als Bürgermeister der Hauptstadt San Salvador (2015-2018) populär, weil er das heruntergekommene Stadtzentrum, wo kriminelle Gangs wüteten, in ein ansehnliches Ausgehviertel verwandelte. Damals war er noch Mitglied der FMLN, die ihn allerdings später verstieß -er hatte sich mit Kritik an der eigenen Partei nicht zurückgehalten. Anders als die FMLN-Chefs hält er Daniel Ortega im benachbarten Nicaragua für einen Tyrannen und Nicolás Maduro in Venezuela für einen Diktator. Viele Medien stellen ihn daher ins rechte Eck, zumal er auch für die Rechtspartei GANA ins Rennen ging. GANA hat ihm die Kandidatur ermöglicht, da seine eigene Partei Nuevas Ideas nicht zeitgerecht registriert wurde. Aber das von der FMLN durchgesetzte Verbot metallischen Bergbaus, eine der wesentlichen Errungenschaften der abtretenden Regierung, trägt er mit. Die Privatisierung der Wasserversorgung ,ein Lieblingsprojekt von ARENA, lehnt er ab. Da das Parlament von den von ihm bekämpften Parteien kontrolliert wird, könnte der Strahlemann indes mit seinen Reformbemühungen gegen Betonwände rennen und schnell entzaubert werden.

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