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Gegen Hunger und Not

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Drei Erbfeinde der Menschheit sind es, die in der Vergangenheit immer wieder Leben und Glück der Menschen schwer bedroht haben: Krieg, Seuchen und Hunger. Nach einem Jahrhunderte dauernden Kampf ist es gelungen, die verheerendsten Seuchen unter Kon-BHnP'zjPb?mgen. '^“ffliitt aber *|pc noch immer als 3$ M^ftie Bedrohung auf unzähligen Millionen Menschen in verschiedensten Teilen der Welt. Ein großer Teil der Weltbevölkerung ist nicht in der Lage, seine grundlegendsten Bedürfnisse zu befriedigen.

Neuesten Schätzungen zufolge entspricht die Ernährung einer Hälfte der Menschheit entweder mengenmäßig oder ihrer Zusammensetzung nach nicht einmal den Mindestanforderungen. Rund 15 Prozent der gesamten Bevölkerung der Erde sind kalorienmäßig stark unterernährt, noch viel wejter verbreitet ist die Fehlernährung. Vielfach entspricht die Ernährung in keiner Weise den qualitativen Anforderungen. Als Folge treten schwerste Gesundheitsschädigungen auf, die die geistige und körperliche Leistungsfähigkeit stark verringern. Hunger und Unterernährung sind — gemessen an ihren verheerenden Folgen - die verderblichsten der Übel.

30 Bis 40 Millionen Menschen sterben jährlich an Hunger. Die Hauptzentren des Hungers sind die Entwicklungsländer Asiens, Afrikas und Lateinamerikas. Hohe Kindersterblichkeitsraten, niedere Lebenserwartung, geringe Produktivität und geringes Pro-Kopf-Einkommen sind die äußeren Merkmale ihrer trostlosen Lage, die durch ein rasches Bevölkerungswachstum noch verschärft wird. Rund drei Milliarden Menschen bevölkern derzeit die Erde, ihre Zahl wird sich voraussichtlich noch in diesem Jahrhundert verdoppeln.

Elend und Leid haben das Antlitz der Menschen in den wirtschaftlich unterentwickelten Regionen geprägt. Diese Menschen sind nicht in der Lage, sich aus diesem Teufelskreis aus eigenen Kräften zu befreien.

Im krassen Gegensatz dazu erfreuen sich die industrialisierten Staaten der Erde eines noch nie erreichten Wohlstandes. Rund 30 Prozent der Bevölkerung der Erde verfügen über 70 Prozent des gesamten Einkommens. Unerträglich wird die Situation, wenn man in Betracht zieht, daß sich die Kluft zwischen den reichen und armen Völkern noch ständig verbreitert

Heute verfügt die Menschheit über jene Kenntnisse und Mittel, die es ihr ermöglichen würden, bei entsprechender Anstrengung, den Hunger in den Bereich der Vergangenheit zu verbannen. Diese Tatsache ist auch den darbenden Völkern in den Entwicklungsländern nicht verborgen • geblie-r/eft?Dtef,rfungerndeh Massen erwachen! Ifc-' ste%eii<Sm''MateittiifcYKnen bewußt, daß Hunger und Elend nicht unabänderlich sind. Sie sehen unseren Überfluß. Sie sehen auch, mit welcher Gleichgültigkeit wir ihrer Situation gegenüberstehen. Jetzt erst empfinden sie Hunger und Not als Erniedrigung — das macht die Situation gefährlich: Der Weltfrieden ist bedroht!

All dies hat die FAO (Ernährungsund Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen) veranlaßt, ihre Mitgliedstaaten zu einer weltweiten Kampagne gegen Hunger und Not aufzurufen.

Diese Kampagne ist eine Aktion zur Erhaltung und Weiterentwicklung des wertvollsten Gutes der Menschheit — des Menschen selbst. Ihre Aufgabe ist es die noch ungelösten, großen Probleme der Ernährung der Weltbevölkerung in den Mittelpunkt des Weltinteresses zu rücken. In allen Schichten der Bevölkerung soll das richtige Verständnis für diese grundlegenden Probleme geweckt werden. Ferner sollen Aktionen angeregt werden, die darauf abzielen, die Landwirtschaft in den Entwicklungsgebieten nachhaltig zu fördern sowie die wirtschaftlichen und sozialen Voraussetzungen für eine ausreichende und richtige Ernährung der rasch zunehmenden Weltbevölkerung zu schaffen. Nicht karitative Aktionen, sondern konstruktive Maßnahmen, die der Bevölkerung der Entwicklungsländer helfen, sich selbst aus ihrer unhaltbaren Lage zu befreien, sollen durchgeführt werden.

Die Grundlage dieser Kampagne ist die menschliche Solidarität. Alle Schichten der Bevölkerung, private Organisationen, religiöse Gemeinschaften, Vereine und sonstige Organisationen, aber auch jeder einzelne ist aufgerufen, auf freiwilliger Basis im Geiste der Brüderlichkeit — nicht zuletzt auch im eigenen Interesse — mitzuhelfen, eine bessere Zukunft für alle zu bauen.

Es ist rdbstverstündlich, daß sich auch Österreich an diese Kampagne l&teijigt,' zählen wir' 'doch zu den glücklichen 30 Prozent der Völker, die sich eines, wenn auch mäßigen Wohlstandes erfreuen. Unter dem Ehrenschutz des Herrn Bundespräsidenten wurde ein eigenes Komitee gebildet, dem die Durchführung dieser Aktion obliegt.

Schon in nächster Zeit wird das Komitee mit einer Reihe von sorgfältig ausgewählten Projekten an die Öffentlichkeit treten. Die Durchführung dieser Projekte, die in erster Linie den Aufbau einer leistungsfähigen Land- und Forstwirtschaft sowie die Verbesserung der Ernährung bezwecken, erfordert erhebliche finanzielle Mittel. Diese Mittel sollen im Laufe der nächsten Jahre, großteils durch freiwillige Spendenaktionen, aufgebracht Werden. Besonders muß hervorgehoben werden, daß alle Gelder ausschließlich den von uns geplanten Projekten dienen. Dies sichert ihre zweckgebundene Verwendung und kommt indirekt wieder Österreich zugute. Die Anstrengungen des Österreichischen Kampagne-Komitees verdienen die vollste Unterstützung aller Österreicher, und es kann mit Recht erwartet werden, daß die österreichische Bevölkerung den hohen Zielen dieser Kampagne gegen den Erzfeind der Menschheit größtes Verständnis entgegenbringen wird und auch zu entsprechenden finanziellen Opfern bereit ist. Hier bietet sich die Möglichkeit, tatkräftig unseren guten Willen und unsere Verbundenheit mit dem Schicksal aller Völker unter Beweis zu stellen!

Es handelt sich um eine edle Aktion, bei der Österreich mit unter den ersten sein soll.

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