Werbung
Werbung
Werbung

Der Wahlkampf um die Sitze Österreichs im EU-Parlament hätte alle Voraussetzungen gehabt, als einer der qualitätsvollsten und für den Bürger bereicherndsten in die Geschichte einzugehen: Eine Wirtschaftskrise, die von Europa einen Richtungswechsel verlangt, ein neuer EU-Vertrag, der drauf und dran ist, ratifiziert zu werden und der Union endlich jene Rahmenbedingungen zu geben, die sie braucht - vor allem mehr Rechte für das völlig unterschätzte EU-Parlament. Genug Gesprächsstoff, könnte man meinen. Heute stehen wir betroffen vor tausenden Wahlplakaten -und wissen: Es gibt nichts in dieser Republik, das nicht mit dem Flegel der Provinzialität totgedroschen werden könnte.

A-Team und grüner Selbstmord

Statt dem Wähler endlich das Herz für Europa zu öffnen, wird uns nationaler Brei serviert. Manche mischen braunen Senf dazu, andere versuchen es mit rotem Ketchup - genießbar wird die Grütze dadurch nicht.

Das beginnt bei SPÖ, die für Internationalität stand und nun als "A-Team" durch innenpolitischen Sümpfe dümpelt. Rechtzeitig wurde Spitzenkandidat Hannes Swoboda vom Paulus zum Saulus gewandelt und darf jetzt hersagen: "Wir sind auch nicht zufrieden mit Europa." Pfui Eliten, Pfui Neoliberale, pfui Lobbyisten. Bei so viel Empörung kann man leicht übersehen, dass alle SPÖ-Bundeskanzler der Republik seit den seligen Tagen Vranitzkys die Öffnung der EU-Märkte mitgetragen haben.

Und die ÖVP? Ernst Strasser ist der Kandidat, aber für wen eigentlich? Für die bedingungslosen Europabefürworter Schüssel, Plassnik, Mock, Busek? Die haben sich Othmar Karas ausgesucht. Für die Kronen-Zeitung? Wahrscheinlich. Immerhin verteidigt man in Dichands Imperium das Austrozentrische Weltbild noch bis zur Verachtung letzter Verstandesreste. Wenn das also die Offensive der ÖVP gegen den EU-Verdruss ist, dann braucht sie sich keine Sorgen zu machen, dass alles so bleibt, wie es ist: Brüssel ist schlecht, Österreich bedroht, heimische Politiker sind dazu da, der EU zu widerstehen oder im Kampf heroisch zu fallen.

Der Kampf der Grünen um Wählerstimmen war eigentlich schon im Februar entschieden, als sich die Partei in selbstmörderischem Eifer ihres zugkräftigsten Kandidaten Johannes Voggenhuber entledigte. Der hat nun nach allem nichts Besseres zu tun, als seiner Nachfolgerin Ulrike Lunacek nachhaltig in die Suppe zu spucken, indem er ihr mit spitzer Ironie Unfähigkeit und Unwissen unterstellt, die wohl zu anderen Kandidaten besser passen würde.

Und nun zu jenem Abgeordneten, der laut FPÖ-Strache am meisten für Europa arbeitet. Dass Andreas Mölzer seine Tätigkeit bevorzugt außerhalb des Parlaments entfaltet, wie ihm News-Statistiken bescheinigen, mag wohl damit zu tun haben, dass er sich so gar nicht wohl fühlt unter "Verrätern". Die Heimat, wie Zur Zeit sie meint, ist ihm lieber, mit all ihren Lausbuben auf KZ-Gedenkstätten, den Spielen im Wald und einem Kreuz auf dem Gipfel der hetzenden Frechheit. Mit diesem Programm wird die FPÖ am 7. Juni zum Wahlgewinner werden. Spätestens dann wird es nötig sein, sich wieder einmal zu fragen, ob dieses Land noch recht bei Trost ist oder nur rechts ohne Verstand.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung