China

Geoökonom Herscovitch zur Beziehung zwischen Australien und China

19451960198020002020

Weder werden Konfuzius-Institute an australischen Unis verboten noch Sanktionslisten erweitert. Geoökonom Benjamin Herscovitch über Canberras Wankelmut.

19451960198020002020

Weder werden Konfuzius-Institute an australischen Unis verboten noch Sanktionslisten erweitert. Geoökonom Benjamin Herscovitch über Canberras Wankelmut.

Werbung
Werbung
Werbung

Vergangenen November jährte sich die Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Australien und China zum 50. Mal. Mitnichten gestalteten sich diese harmonisch. Handelsbarrieren, Menschenrechtsfragen, divergente Sicherheitsinteressen – mannigfaltige Gründe führen dazu, dass das Verhältnis der Länder angespannt ist, erklärt der Geoökonom Benjamin Herscovitch von der „Australian National University“. Ein Gespräch über die Schwierigkeit, Interessen und Ideologien miteinander in Einklang zu bringen.

DIE FURCHE: Wie verhält es sich mit den chinesisch-australischen Beziehungen gegenwärtig?
Benjamin Herscovitch:
Nach Phasen der Spannungen und Konflikte – sowohl an der diplomatischen als auch an der Handelsfront – werden diese schrittweise repariert. Nach mehr als zwei Jahren ohne Kontakt auf Ministerebene und darüber hinaus treffen sich chinesische Minister nun regelmäßig mit ihren australischen Amtskollegen, reaktivierten den formellen Dialog auf hoher Ebene. Der Handel mit China ist zwar nicht vollständig auf das Niveau von 2020 zurückgekehrt, aber es gibt immer mehr Anzeichen dafür, dass viele der neun ausgeschlossenen Exportgüter wieder in China zugelassen werden.

DIE FURCHE: Was ging dieser Dynamik voraus?
Herscovitch:
Anfang 2020 leitete Peking eine Eiszeit ein, verhängte politisch motivierte Handelsbeschränkungen, um Australien zu bestrafen und es dazu zu bringen, eine Politik zu verfolgen, die den Interessen Chinas entspricht. Peking wollte neben vielen anderen Streitpunkten, dass Canberra eine freizügigere Haltung gegenüber chinesischen Investitionen einnimmt und die Kritik an Chinas Menschenrechtsverletzungen abschwächt. Nun hat die chinesische Regierung ihre Bereitschaft signalisiert, die Beziehungen zu reparieren, ohne dass Australien zurückgerudert ist.

DIE FURCHE: Sind die Zeiten der Anspannung tatsächlich vorüber?
Herscovitch:
Natürlich signalisiert der Abbau einiger Handelsbeschränkungen und die Wiederaufnahme von Ministertreffen und hochrangigem diplomatischen Dialog keine vollständige Normalisierung der Beziehungen. Trotz Chinas Einlenken sind eine Reihe australischer Exportgüter weiterhin vom chinesischen Markt ausgeschlossen. Dazu gehören vormals lukrative Ausfuhren wie Wein, der nach wie vor mit lähmenden Antidumping- und Ausgleichszöllen belegt ist.Dennoch: Die chinesische Regierung scheint entschlossen zu sein, den Weg der Wiederherstellung der Beziehungen zu Australien fortzusetzen. Ungeachtet der Kritik an den jüngsten AUKUS-Ankündigungen und Australiens Beschränkungen für chinesische Unternehmen im Land bleiben Chinas diplomatische Signale an Australien auffallend positiv, insbesondere im Vergleich zu den Jahren 2020 und 2021. Sofern sich die Beziehungen nicht erneut dramatisch verschlechtern, gehe ich von einem schrittweisen Abbau der Handelsbeschränkungen aus.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung