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Wir sind mit ihm aufgewachsen. Er hat die Wissenschaft, Philosophen, Theologen geprägt. Obwohl er nicht gehen konnte, folgten wir allen seinen Schritten. Obwohl er nicht sprechen konnte, verschlangen wir jedes seiner Worte. Als ich als junger Mann seine "Kurze Geschichte der Zeit" las, begann ich zum ersten Mal, Physik zu lieben. Es ist seltsam. Wer hätte gedacht, dass die Physik uns Antworten auf philosophische und theologische Fragen geben würde?

Augustinus hat den Körper als das Gefängnis der Seele beschrieben. Vielleicht war dieser Satz für niemanden so wahr, wie für Hawking. Aber was er zustande brachte, war übermenschlich. Hawking gestaltete seine eigene Welt in dieser Stille, in der er Stunden mit mathematischen Meditationen zubrachte.

Ich stelle mir diese unglaubliche, dreidimensionale Landkarte vor, auf der er seine komplexen Quanten-Berechnungen ausführte. Sein Denken reichte sogar dorthin, wo die Zeit zum Raum wird und Raum wie Zeit fließt, an Orte, die lange selbst dem höchsten menschlichen Wissen eine klare Grenze setzten, über die hinaus wir niemals reichen würden: Schwarze Löcher. Wenn irgendetwas derart zum Symbol der Übersteigerung von Tod, Tod des Universums selbst, Tod des Lichts und jeder Materie gemacht worden war, dann Schwarze Löcher. Hawking erhellte sie. Durch eine unwirkliche Verbindung zwischen der Quantenmechanik, Mathematik und Einsteins Relativitätstheorie zeigte er, dass selbst Schwarze Löcher strahlen können. Seit er die Hawking-Strahlung errechnete, wissen wir also, dass selbst die dunkelste Dunkelheit nicht so dunkel ist.

Schwarze Löcher werden strahlen bis ans Ende der Zeit, bis ans Ende des Universums. In diesem Sinn wird Stephen Hawking auch weiter strahlen in einem anderen, endlosen Sinn.

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