Herbeigeschriebene Vorboten einer Weltwirtschaftskrise

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Folgt man den Medien, gibt es seit Juli jede Woche einen Börsenkrach. Geradezu mit Wollust wird der berüchtigte "schwarze Freitag" des großen Börsenkrachs der Zwischenkriegszeit zitiert. Aktien können, zu diesem Schluß muß der Laie nach Lektüre kommen, mittlerweile nicht einmal mehr das Papier wert sein, auf dem sie gedruckt sind. Die seit einigen Tagen verbreiteten Hiobsbotschaften von der Konjunkturfront scheinen die Börse als sensibles, vorauseilendes Konjunkturbarometer zu bestätigen. Nähern wir uns tatsächlich wieder einer veritablen Weltwirtschaftskrise?

Ausschließen kann man das nicht, schon gar nicht, wenn eine derartige Krise konsequent herbeigeredet wird - aus welchen Gründen auch immer. Auf Dauer ist auch eine real robuste Wirtschaft anfällig für Stimmungsmache. Was sind die Fakten?

Zunächst zur Börse. Tatsächlich gibt es seit Juli immer wieder saftige Kurseinbrüche. Zur richtigen Gewichtung muß man sich aber in Erinnerung rufen, daß die wichtigen Börsen der Welt seit rund sieben Jahren (die sieben fetten Jahre?) boomen und der kumulierte Wert der wichtigen dort notierten Aktien (in den berühmten Indizes wie Dow Jones, DAX usw. zusammengefaßt) auch nach den Kurseinbrüchen immer noch dreimal so hoch ist wie vor dem Boom. Und die Börse reagiert, wie wir spätestens seit dem Techtelmechtel Bill Clintons mit der Praktikantin wissen, nicht bloß auf reales Wirtschaftsgeschehen.

Und die Konjunktur? Ist ein Zeitungstitel wie "Weltwirtschaft kippt weg, EU schwankt" (WirtschaftsBlatt, 2. 10. 1998) wirklich gerechtfertigt, wenn das Weltwirtschaftswachstum für 1998 von 3,1 auf 2,0 Prozent für 1998, und von 3,7 auf 2,5 Prozent für 1999, jenes der wichtigsten EU-Staaten ohnehin nur marginal korrigiert wird? Sind wir nicht bloß unglaublich wachstumsverwöhnt und haben vergessen, daß wir auch schon Jahre mit realen Rückgängen (!) der Wertschöpfung unserer Wirtschaft (fast) problemlos überlebt haben?

Wollen wir doch einmal annehmen, daß Politiker und Ökonomen dazugelernt haben und die regelmäßigen Treffen und Seminare in attraktiven Weltgegenden nicht bloß Incentive-Charakter hatten ...

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