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HERBERT C. HOOVER / IM DIENST DER MENSCHLICHKEIT

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72jährigen Expräsidenten war es eine Gewissenspflicht, einem Ruf zu folgen, der gleichzeitig an seine Menschenliebe und seine reichen Erfahrungen und Talente appellierte. Er leitete das amerikanische Notstandskomitee zur Bekämpfung der Hungersnot in Europa. Bei seinen Reisen kam er auch nach Österreich. Im Mai 1948 wurde ihm die „Medaille der Stadt Wien“ für seine Mitwirkung an der CARE-, UNRRA- und anderen Lebensmittelhilfsaktionen verliehen.

Aber auch in Amerika selbst suchte man die reichen Erfahrungen des Expräsidenten zu nützen-, von 1947 bis 1949 sowie später neuerlich von 1953 bis 1955 leitete er eine Studienkommission für Fragen der Verwaltungsreform in der US-Bundesregierung. •

Hoover arbeitete auch als Privatmann unermüdlich weiter: „Niemand hat das Recht, sich in ein Pensionistendasein zurückzuziehen. Man soll sich immer eine Beschäftigung suchen, die der Allgemeinheit nützt und nicht einfach als alter Mann dasitzen“, erklärte er einmal.

Hoover hat von 85 Um'versifäfeH und Hochschulen Ehrendoktorate erhalten, er ist Ehrenbürger in 24 europäischen Städten und Ehrenmitglied von rund 60 wissenschaftlichen Vereinigungen und Organisationen.

Von allen amerikanischen Präsidenten hat nur John Adams (1735 bis 1826) ein höheres Alter erreicht als Hoover. und keiner konnte so lange als Expräsident seinem Land mit Rat und Tat zur Verfügung stehen. eine Mandat, das zur Mehrheit fehlt, zu gewinnen.

Hart auf hart

Im Wahlkampf wird es also hart auf hart gehen. Wenn die Landes-ÖVP, gestärkt durch den Wahlkampf bei den Nationalratswahlen, die „Rote Katze“ auch bei den Landtagswahlen in die Wahlarena wirft, um den Burgenländern Angst und Schrecken vor einem roten Landeshauptmann einzujagen, dann wird die SPÖ ebenfalls ihre letzten Karten ausspielen, die aber im Burgenland zweifelsohne besser ankommen als in westlichen Bundesländern. Mögen dann die Landtagswahlen so oder so ausgehen; das Ergebnis wird das Ende des Koalitionsgeistes im burgenländischen Landhaus sein.

Es sollten sich daher jetzt schon die beiden Koalitionsparteien entscheiden, die sachliche Arbeit und nicht unwahre ideologische Argumente in den Vordergrund der wahlpolitischen Auseinandersetzung zu rücken. Denn seit der Bildung der neuen Bundesregierung hat der Wähler durchschaut, wie ernst die beiden Regierungsparteien ihre gegenseitigen Vorwürfe nehmen. Die Glaubwürdigkeit ideologischer Parolen ist damit auf den Nullpunkt gesunken. In Zukunft muß man mehr damit rechnen, daß Wahlenthaltung und weißer Stimmzettel die Antwort auf koalitionsideologische Wahlparolen sein werden. Durch die rote und schwarze Katze hilft man mit, den Koalitionsgeist für einen Schwindel und ein parteipolitisches Gaukelspiel zu halten. Man wird daher gut daran tun, zur Wahrheit Zurückzukehren, um den Wählern nicht alles Interesse für die Demokratie und wahlpolitische Entscheidungen gewaltsam auszutreiben.

Die innere Krise

Nicht zuletzt muß darauf hingewiesen werden, daß auch die innerparteiliche Situation der ÖVP die latente Krisensituation der Landespolitik irgendwie bedingt und verschärft. Bei den Landtagswahlen 1949 hatte die ÖVP im Landtag die absolute Mehrheit. Damals hatte die Volkspartei ihren Höhepunkt erreicht. Seither mußte die Partei von Wahl zu Wahl Stimmenverluste hinnehmen. In letzter Stunde hatte sich die ÖVP vor der Landtagswahl 1960 zu einer hoffnungsvollen kleinen Reform aufgeschwungen. Landesrat L e n t s c h wurde

Landeshauptmann. Durch den neuen und ambitionierten Abgeordneten Erhard, der zum Landesparteisekretär berufen wurde, kam ein frischer Wind in den Parteiapparat. Die ÖVP war vor den Wählern durch die neuen Männer attraktiv geworden, und so war zunächst die Gefahr eines roten Landeshauptmannes beseitigt. Der ÖVP war damit vom Wähler die Chance zum weiteren Ausbau ihres politischen Einflusses gegeben worden. Leider hat die ÖVP diese Chance nicht zu nützen gewußt. Die große Erneuerung ist ausgeblieben. Intrigen und Machtkämpfe konnten leider nicht eingedämmt werden. Im Gegenteil. Sie haben sich ausgebreitet.

Die große Wahlenthaltung bei der Landwirtschaftskammerwahl hat gezeigt, wie groß die Unzufriedenheit unter den bäuerlichen Stammwählern ist. Im Süden des Landes war die Wahlenthaltung am größten. Im südlichen Wahlkreis verlor die ÖVP sogar ein Mandat.

Ausblick

So ist das Bild der burgenländischen ÖVP knapp vor der Landtagswahl nicht gerade das beste. Eine ganz kurze Frist ist ihr zur Besinnung und zur Entwicklung einer neuen Dynamik mit vereinten Kräften gegeben. Mancher Abgeordnetensitz müßte seinen alten oder auch jungen Herrn wechseln. Die ungeklärte Personalpolitik und das dauernde Intrigenspiel lähmen die Aktivität der Partei. Noch ist es Zeit zur Umkehr.

Wenn aber nicht die Vernunft siegt, würde die ÖVP im Burgenland heute oder morgen zur „zweiten Rolle“ im Land verurteilt sein.

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