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Katholische Kopten massiv unter Druck

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200.000 Katholiken in Ägypten, Zielscheibe des Terrors islamischer Fundamentalisten, kämpfen ums Überleben.

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200.000 Katholiken in Ägypten, Zielscheibe des Terrors islamischer Fundamentalisten, kämpfen ums Überleben.

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Nein", widerspricht der ^ Patriarch und schütteh .. 1 energisch den Kopf. „Wir werden nicht aus Glaubensgründen attackiert. Auch nicht deshalb, weil wir die verhaßten westlichen Werte reräsentieren würden." is gehe bei den Anschlägen auf die Christen nur darum, die Regierung zu verunsichern und das Land zu destabilisieren, erklärt Stephanos II. Gattas, Patriarch der rund 200.000 mit Rom unierten katholischen Kopten in Ägypten. Die FURCHE besuchte ihn in seinem kleinen Palais in der Rue Ibn Sandar in Kairo.

Seit Jahren schon sind die rund sieben Millionen orthodoxen, protestantischen und katholischen Kopten Ziel äg)'ptischer Fundamentalisten. (Bomben-)Attentate auf ihren Besitz und die Kirchen gehören zur Tagesordnung.

Die Ausschreitungen gegen die Kopten - sie gibt es in Ägypten länger als den Islam - waren vor allem am Anfang eine Strategie der radikalen Gruppen, um die Ohnmacht der Regierung bloßzulegen, erklärt Stephanos II. „Sie wollten bewußt zeigen, daß die Regierung nicht imstande sei, die religiösen Minderheiten im eigenen Land zu schützen." Jetzt sind es auch wieder besonders hochrangige Politiker, Offiziere und Polizisten, die um ihr Leben zittern müssen.

Mehr Schutz für die Katholiken hat der Kairoer Patriarch nicht angefordert. Innenminister Hassan al-Alfi sagte auch gegenüber der FURCHE kurz und bündig: „Alle Ägypter sind bedroht. Für die Kopten kann und wird es keinen speziellen Schutz geben."

Der Islam, so betont der Patriarch im FURCHE-Ge-spräch, sei durch Jahrhunderte hindurch sehr tolerant gewesen. Und heute?

„Grundsätzlich ist das Verhältnis immer noch sehr gut", sagt er. Die Verfassung garantiert Religionsfreiheit, und er bekomme viel Unterstützung. Immer noch werden die katholischen Privatschulen zu 75 Prozent von Moslems besucht, und niemand werde am Besuch einer Kirche gehindert. Natürlich gebe es auch viele Probleme. Für jede Reparatur in einer seiner rund 400 kathohschen Kirchen braucht er den Segen der Regierung, seufzt der Patriarch. Außerdem können religiöse Gebäude ohne Zustimmung der. Regierung nicht errichtet werden. Verschmitzt fügt er jedoch hinzu: „Mag sein, daß nicht jede Kirche die Erlaubnis des Präsidenten hat."

DIE EUTE GEHT

Der Patriarch hat aber noch andere Sorten. Die blutige Welle der Gewalt habe nicht nur verheerende Folgen für die Wirtschaft. Ebenso schlimm seien die psychologischen Auswirkungen: „Wer kann, wandert aus, so auch viele Christen." Zwar bleibe die Zahl seiner Glaubensbrüder mit 200.000 dank der Neugeborenen relativ stabil. Aber die Elite verläßt das Land und damit auch die Kirche (siehe Seite 13).

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