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50 Jahre nach dem Berliner Mauerbau driftet Europa erneut auseinander, nicht mehr politisch/militärisch, aber mental. Die alten EU-Großerfolge (Frieden, offene Grenzen, gemeinsamer Markt, Einheitswährung) genügen als Kitt offenkundig nicht mehr.

Lange haben wir die "versöhnte Verschiedenheit" als das eigentlich Verbindende Europas gerühmt. Heute müssen wir fragen: Wie viel an Pluralität hält der Mensch aus, ohne an seiner Sicherheit zu zweifeln? Und wie viel an Normierung erträgt er, ohne seine Eigenart zu verlieren? Vor allem aber: Welchen "Überbau" sucht dieser Kontinent, der eint, ohne einzuebnen? Bleibt am Ende doch wieder nur das Christentum - nicht mehr als gemeinsame Frömmigkeit, aber doch als ethisch-kulturelle Verbindlichkeit?

EU-Enttäuschung und demonstrative Christlichkeit lassen sich auch anders lesen: als Beleg für einen Rechtsruck und Abwehrreflex gegen alles Fremde in Kultur und Lebensform. Tatsächlich halten über 70 Prozent der Österreicher den Islam für unvereinbar mit unserer Vorstellung von Demokratie.

Umfragen als Anlass zur Depression? Nicht unbedingt. Unsere Kirchen könnten erkennen, dass für sie noch nicht alles verloren ist. Und: Mehr christliche Gesinnung würde die Zustimmung zum gemeinsamen Europa und seinen Minderheiten stärken.

Nr 33/18. August 2011

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