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Keine Chance für Angst gegen Politik

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In der Temelin-Frage braucht Österreich erst gar nicht auf ČR-Grüne zu hoffen: sie stellen für Premier Klaus kein politisches Risiko dar.

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In der Temelin-Frage braucht Österreich erst gar nicht auf ČR-Grüne zu hoffen: sie stellen für Premier Klaus kein politisches Risiko dar.

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Angst herrscht zwar auch unter der böhmischen und mährischen Bevölkerung, was die Sicherheit des vor seiner Fertigstellung stehenden Atomkraftwerkes Temelin oder des bereits bestehenden bei Dukovany betrifft; aber diese Angst ist keine politische, Größe. Das weiß die Regierung unter Vaclav Klaus, die von Anti-Atomkraftprotesten keinerlei politische Schrammen zu gewärtigen hat. In der Tschechischen Republik ist „grünes“ Denken nicht sehr ausgeprägt. Die schwachen Parlamentsgrünen haben außer einer Proklamation gegen das Atomkraftwerk Temelin bisher keine nennenswerten Aktionen durchgeführt. Größere Bedeutung haben die Aktivitäten aus der Bevölkerung: da gibt es die „Bewegung der Mütter“, die Jugendbewegung „Regenbogen“ sowie die Bewegung „Children of earth“, die allesamt Temelin-Gegner sind. Ihre Größenordnung bewegt sich jeweils um 200 bis 500 Mitglieder. Der Einfluß dieser Gruppen ist vor allem in den Regionen um Temelin bei Budweis und um Dukovany bei Znaim stark. Die dortige Bevölkerung sympathisiert mit den Atomkraftgegnern.

EINE „GROSSE FRAGE“

Können diese Aktivisten die Fertigstellung von Temelin – nach der endgültigen Kreditzusage der Amerikaner – noch verhindern? Für tschechische Kenner der Szene ist das eine „große Frage“. In der Bevölkerung sei eigentlich eine Differenz zwischen der Politik und der Einschätzung des Problems festzustellen, so ein Beobachter aus der Tageszeitung „Lidova demokracie“ zur FURCHE. „Die Leute haben zwar Angst vor möglichen verheerenden Auswirkungen der friedlichen Nutzung der Atomkraft, aber sie verstehen ihre Angst nicht als politisches Problem.“ Psychologie und Politik klaffen weit auseinander. Deshalb wird auch von den tschechischen Politikern, ob Klaus oder Wirtschaftsminister Dlouhy, Ökologie noch nicht ernst genug genommen.

„Wenn die beiden sich für Temelin aussprechen“, so der tschechische Journalist, „dann riskieren sie politisch rein gar nichts. Deshalb können sie so selbstsicher in dieser Sache auftreten.“

Kirchlicherseits ist kaum etwas zum Problem Temelin – Stichwort: Bewahrung der Schöpfung (für die sich Kirchenvertreter gelegentlich zum Anwalt machen) – zu vernehmen. Der Sprecher des Brünner Bischofs Cirkle, Miroslav Krejčir, zur FURCHE: „Wir haben andere, wichtigere Probleme. In unserer Kirchenzeitung ,Katolicke tydennik‘ wird überhaupt nichts zu diesem Thema geschrieben.“

Die Bewußtseinsbildung in Tschechien hält sich in Grenzen. Österreich kann auf keine tatkräftige Unterstützimg durch umweltbewußte Tschechen zählen.

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