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Keine Gnade für die Geschäftspartner des „Mäximo lideru

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In der „Friedrich Hayek Latin American University of Liberty” in Havanna sollen nach Fidel Castros Abgang Manager und Politiker ausgebildet werden.

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In der „Friedrich Hayek Latin American University of Liberty” in Havanna sollen nach Fidel Castros Abgang Manager und Politiker ausgebildet werden.

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Die Universität mit dem Namen des aus Österreich stammenden Nobelpreisträgers ist derzeit im amerikanischen Miami ein etabliertes Forum für Vorträge. Wie weit die Pläne gediehen sind, zeigt die Inauguration der „Margaret Thatcher School of Democratic Government” Anfang Februar, zu der die - wie viele Konservative dem Ökonomen Friedrich A. von Hayek verpflichtet - britische Alt-Premierministerin persönlich anreiste. Die ersten Seminare der Thatcher School sollen im April in Südflorida beginnen.

Noch vor der Jahrtausendwende, so hofft man, wird die Universität nach Havanna in Kuba übersiedeln. Denn Miamis exilkubanische Gemeinde, im weiteren Umkreis der Metropole an die 600.000 Köpfe stark und längst mitbestimmend in der Lokalpolitik, sieht - wieder einmal -Licht am Ende des Tunnels: Fidel Castros Überlebenschancen werden angesichts der nochmaligen Verschärfung des Kuba-Embargos als nicht mehr sehr hoch eingeschätzt.-

So macht man sich hier auch schon recht präzise Gedanken über die Zukunft Kubas nach Castro. Ob-zwar ideologische Differenzen die Gemeinde in Fraktionen teilen, sind diese sich in einem einig: Einen historischen Kompromiß mit Castro sucht keine. Für alle gilt inzwischen als Ausgangspunkt die tabula rasa ohne Raul und Fidel Castro. Den stärksten Aufwind hat derzeit - mit republikanischer Rückendeckung im Kongreß — die „Cuban American National Foundation” des Unternehmers Jorge Mas Canosa.

Bemerkenswert an dieser spartanisch geführten Stiftung ist ihre Detailplanung für das Kuba nach Castro: Die zukünftige Verfassung liegt hier ebenso fertig in der Schublade wie Privatisierungsvorhaben, Wiederaufbaupläne, Finanzierungskonzepte oder das eingangs erwähnte Projekt der „Friedrich Hayek Uni-verstiät”. Aufgelistet sind auch die Firmen aus Europa, auch österreichische, die heute mit Fidel Castro Geschäfte tätigen. Sie sollen im neuen Kuba keine Bolle spielen dürfen!

Die Stiftung sieht übrigens keine Möglichkeit mehr zu einem friedlichen Übergang in Kuba. So stellt sie ein eigenes Polizeicorps zusammen, das innerhalb von Stunden über eine Luftbrücke nach Havanna in Marsch gesetzt werden könnte.

Solch harsche Gangart von Max Canosa hat liberale Gruppen auf den Plan gerufen, die eine friedlichen Übergang nicht nur für richtig, sondern immer noch für machbar halten.

Eine wichtige Rolle spielt dabei die „Plataforma Democratica” des Schriftstellers Carlos Alberto Montaner, der liberal und christdemokratische Interessenten um sich schart. Eher sozialdemokratisch orientiert ist der „Cambio Cubano” mit Eloy Gurierrez, der insbesondere auf die Unterstützung von Spaniens Felipe Gonzales zählen kann.

In Kuba selber wurden im April des Vorjahres mit Regierungsvertretern über Fragen der Familienzusammenführung und andere Migrationsprobleme verhandelt. Insgesamt 350 Exilkubaner aus den USA, Vertreter zahlreicher kirchlicher Institutionen und Menschenrechtsgruppen, durften daran teilnehmen.

Aber solche versöhnlichen Schritte sind genau das, wogegen Jorge Max Canosa entschieden eintritt. Mit Castro soll nicht geredet werden. Er soll gestürzt werden!

Ein Einzelschicksal mag zeigen, in welch politischen Strudel man hier feraten kann: Magda Montiel, eine IS-Kubanerin, kümmert sich als Anwältin um rechtliche Probleme der Familienzusammenführung. In dieser Funktion nahm sie an den umstrittenen Aprilgesprächen in Havanna teil. Fidel Castro küßte sie bei einem Empfang - nach kubanischer Sitte - überraschend auf beide Wangen. Worauf Magda Montiel verwirrt ein paar Dankesworte stammelte.

Die Szene wurde vom kubanischen Fernsehen aufgenommen. Die exilkubanischen Stationen in Miami nutzten prompt das Material mit Häme, um gegen die Rechtsanwältin eine sexistische Hexenjagd zu entfachen. Grundtenor: „La puta de Fidel Castro!”, Fidel Castros Hure!

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