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Kleinarbeit und Planung

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Drei Jahre sind bereits wieder vergangen, seit die Öffentlichkeit einen Tätigkeitsbericht über die Bauarbeiten der Diözese Seckau durch diese Zeitung erhalten hat.

In einer'Artikelreihe der „Furche“, „Ein Bundesland baut auf“, war davon zu lesen. Seither wurde unendlich viel Kleinarbeit geleistet, es wurden aber auch weit vorausgehende Planungen vorgenommen. Nachstehende kurze Übersicht soll einen Einblick in die Vielseitigkeit der Aurgaben des bischöflichen Bauamtes geben.

Das wichtigste und wohl auch schwierigste Problem stellen die Kirchenneubauten dar. Schon bei der Beschaffung der Bauplätze gibt es Schwierigkeiten, da Baugründe in einer geeigneten Lage große Kosten verursachen und oft überhaupt nur schwer mit Geld oder durch Grundtausch zu erhalten sind. Dabei ist folgendes zu beachten: Die Entfernung von den Umgebungskirchen — erfahrungsgemäß darf der Weg zum Gotteshaus nicht weiter als eine halbe Stunde betragen —, dann die Bevölkerungsdichte des neuen Kirchensprengels und die zu erwartende Besiedlung desselben, weiter das Vorhandensein einer entsprechend großen Fläche für die Kirche, für den Pfarrhof und sonstige kirchliche Gebäude, für einen größeren Vorplatz und allenfalls für Parkplätze.

Die größten Schwierigkeiten gibt es bei der Auswahl der Kirchenbauprojekte. Hier stimmen die Ansichten der Architekten vielfach nicht mit jenen der Pfarrbevölkerung und auch oft nicht mit jenen des Diözesanbauamtes überein. Man macht sich kaum eine Vorstellung, wie schwierig die Aufbringung des erforderlichen Geldes für den Bau ist. Die Kirchenbeiträge müssen zum Großteil für Personalauslagen und für Zuschüsse an die Pfarren zur Instandsetzung und Erhaltung ihrer Objekte verwendet werden, und nur ein geringer Prozentsatz steht für den Bausektor zur Verfügung. Neubauten müssen daher fast gänzlich aus dem sogenannten Staatszuschuß finanziert werden.

Nun zur architektonischen Gestaltung: In der Grundrißform, im architektonischen Aufbau und zum Teil auch in der Innenausstattung ist man derzeit noch zu keiner

Cusgereiften und ruhigen Linie gelangt. Es wird loch immer sehr viel experimentiert und ver-sucEOm^es ist VeKä3^tcI!&uSaEelEu:rdie.' Jury, die besten und zeitlosesten Entwürfe auszusuchen. Dabei muß man wohl auf den Sinn und Zweck des Gotteshauses achten. Dieses soll ja in erster Linie der Seelsorge dienen, dann auch wirtschaftlich tragbar und trotzdem ein religiöses Kunstwerk sein. Den Forderungen der liturgischen Bewegung wird man sich uicht verschließen dürfen, allerdings ohne dabei die Vergangenheit zu mißachten oder darin das Allheil zu sehen. Auch wird man noch auf ländliche Verhältnisse und den Landschaftscharakter Rücksicht nehmen müssen. Was für Städte und Industrieorte paßt, kann man nicht ohne weiteres für das Land gelten lassen.

Die Nachahmung alter Baustile, wie dies oft mit Gotik, Renaissance und Barock geschehen ist, muß unbedingt abgelehnt werden. Man wird deshalb wohl eine eigene, der heutigen Zeit entsprechende, Kunstrichtung bevorzugen. Hier soll in erster Linie auf das heute zur Verfügung stehende Baumaterial Rücksicht genommen werden, das die Form des Bauwerkes jedenfalls beeinflußt und den Charakter der heutigen Zeit kennzeichnet. Ein besonderes Problem bilden die Kirchtürme, die besonders in den Städten oft zu industrieartig geplant werden und nicht ausreichend sakral wirken.

Zur Innengestaltung der neuen Kirchen muß leider gesagt werden, daß eine aus-gereiftere und ruhigere Linie wünschenswert wäre. Allzu große Nüchternheit und Sachlichkeit oder gar Dürftigkeit lassen die Wärme und Geborgenheit unserer alten Kirchen in den neuen Bauwerken nicht aufkommen. Manche gewagte Experimente werden sich gewiß nicht wiederholen, was mit Freude zu erhoffen ist.

Neue Pfarrhöfe werden in der Regel nur dort gebaut, wo dieser fehlt, also bei einem Kirchenneubau, oder wo er durch sein ehrwürdiges Alter in einem solchen Zustand ist, daß eine Renovierung nicht mehr wirtschaftlich wäre.

Der Ruf der Kirche nach aktiver Mitarbeit der Laien führte schon vor etwa 30 Jahren zur Errichtung zahlreicher katholischer Vereinsheime, die während des zweiten Weltkrieges durch die Auflösung der kirchlichen Vereine ihre Bedeutung verloren haben. Die Neugründung der Katholischen Aktion nach dem Kriege und die außerordentliche Seelsorge in den einzelnen Ständen und Gliederungen machte das Pfarrheim als eine Seelsorgehilfe außerhalb des Gotteshauses notwendig. In fast jeder Pfarre gibt es hierfür einen geeigneten Raum, oft ein günstig gelegenes größeres Zimmer des Pfarrhofes oder für diesen Zweck adaptierte Räume in einem aufgelassenen Wirtschaftstrakt. Größere Pfarren errichten vielfach ganz neue Pfarrheime, meist mit einem Saal für größere außerkirchliche Veranstaltungen und mehreren Räuf men für die verschiedenen Gruppen der Katholischen Aktion. “

Einen breiten Raum nehmen auch die Restaurierungen der Kirchen und Pfarrhöfe ein, eine sehr schwere Sorge wegen des Ilmfanges dieser Arbeiten und der kargen Mittel hierfür. Ungefähr 80 Prozent der alten Pfarrhöfe sind sanierungsbedürftig, etwas weniger die Kirchen, bei denen die Pfarrgemeinden doch immer wieder etwas getan haben.

Im heurigen Jahr kann nur etwa ein Drittel der von den Pfarren beantragten und sicherlich notwendigen Erhaltungs- und Instandsetzungsarbeiten bei den Gotteshäusern und Pfarrhöfen durchgeführt werden, weil eben die Mittel dazu fehlen. Das Diözesanbauamt hat aus diesem Grunde eine Erhebung über die zu erwartenden Restaurierungen für die nächsten fünf Jahre durchgeführt, um einen Arbeits- und

Finanzierungsplan aufstellen zu können. Freilich schließt dieser die immer wieder vorkommenden sogenannten Katastrophenfälle nicht aus.

Abschließend kann gesagt werden, daß im kirchlichen Bauwesen der Diözese vieles geschieht, was gut und notwendig ist, jedoch noch viel mehr getan werden müßte, wenn die vorhandenen Mittel es erlaubten.

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