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Konfrontation in Suez

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Der Konfrontation Israels mit den Sowjets sind in den letzten Wochen fast täglich die Schlagzeilen der Tagespresse gewidmet. Wenn man in der Vergangenheit noch darüber diskutierte, wie breit die sowjetische Präsenz vorhanden ist, so beschäftigt man sich heute damit, wie eine; Konfrontation mit der Sowjetunion aussehen würde.

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Der Konfrontation Israels mit den Sowjets sind in den letzten Wochen fast täglich die Schlagzeilen der Tagespresse gewidmet. Wenn man in der Vergangenheit noch darüber diskutierte, wie breit die sowjetische Präsenz vorhanden ist, so beschäftigt man sich heute damit, wie eine; Konfrontation mit der Sowjetunion aussehen würde.

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Der wachsende russische Einfluß im Nahen Osten kommt für die USA zu einer höchst ungelegenen Zeit. Auch wenn man prinzipiell immer wieder daran erinnern kann, daß das Geschehen im Nahen Osten auch Einfluß auf die NATÖ-Position in Europa hat, wurde dies von den europäischen Bundesgenossen der USA bisher zwar akzeptiert, doch werden keine Konsequenzen daraus gezogen. Die Vereinigten Staaten selbst sind so sehr in Kambodscha und mit ihren internationalen Problemen beschäftigt, daß sie jetzt nur ungern ein Machtwort der Sowjetunion gegenüber sprechen wollen. Die Fronten gegen Israel verhärten sich mehr und mehr. Nicht nur an der Suezfront blitzt und donnert es, sondern auch im Südlibanon gelang es i den Terroristenorganisationen, mit syrischer Unterstützung eine dritte Front zu eröffnen. Diese war nicht nur gegen Israel, sondern noch mehr gegen den amerikanischen Einfluß im Libanon gerichtet. Hier findet ein Kampf gegen die christliche proamerikanische Vorherrschaft statt. Israel mußte gegen die Terroristen reagieren und beschleunigte dadurch die innere Gärung im Libanon. Außenminister Abba Eban begab sich kürzlich zu einer Audienz bei Präsident Nixon nach Amerika. Es ging hier nicht nur darum, daß Israel weitere 25 Phantom- und 100 Skyhawk-Flugzeuge anfordert, sondern Eban wollte, wissen, wie sich die USA bei einer israelischen Konfrontation mit der Sowjetunion verhalten würden. Die Antwort war nicht eindeutig. Man hat das Gefühl, daß die Vereinigten Staaten bereit sind, viel Nachsicht zu üben, bevor sie ein Machtwort sprechen. Insbesondere, da es noch nicht um Israels Existenz geht, sondern nur um die eigene Machtposition.

Die 15.000 bis 20.000 Mann starken russischen Streitkräfte in Ägypten sind in Kairo, Alexandrien, Asyut, Assuan und an den Militärbasen im Roten Meer in Stellung gegangen. Ein 30 Meilen breiter Korridor westlich des Suezkanals wurde bisher in die russische Verteidigung nicht mit einbezogen. Denn hier sind 180.000 Mann ägyptisches Militär konzentriert, denen nach ausländischen Schätzungen ungefähr 10.000 israelische Soldaten auf der Halbinsel Sinai gegenüberstehen. Es ist klar, daß man bei Verteidigungseinsätzen auch diesen Korridor befliegen muß, wenn man den Feind rechtzeitig auffangen will. Obwohl die Zahl der Russen eine verhältnismäßig kleine ist, haben sie ihre eigene Bodenverteidigung mit

Maschinengewehren und Luftabwehrkanonen installiert, so daß sie einer eventuellen israelischen Kommandoaktion gegenüber gewappnet sind. Allerdings glaubt man, daß sich zu den russischen 100 Piloten noch weitere 300 mit 150 Mig-21-Maschi-nen gesellen müssen, um die Verteidigung Ägyptens verbürgen zu können.

In der heutigen Situation fühlt sich Israel noch stark genug, um es auf eine russische Konfrontation ankommen zu lassen, doch neigt das Kräfteverhältnis durch die russische Rük-kendeckung immer mehr zugunsten der Arabischen Staaten. In der jüngsten Khartum-Konferenz von Libyen, Sudan und Ägypten entpuppte sich der neue junge libysche Machthaber Colonel Muam-mar Kaddafi als entschiedener Gegner russischer Intervention. Auf die Anfrage Nassers, ob er den Russen in Libyen eine Flottenbasis geben werde, antwortete er: „Wir haben die Engländer und Amerikaner nicht vertrieben, um uns die Russen auf den Hals zu jagen.“ Noch geht es nicht um die Existenz Israels. Trotz allem aber hat man hier das Gefühl, allein dem russischen Bären ausgeliefert zu sein. Die Verlustzahl der Israelis ist im Steigen begriffen. Um weitere Verluste zu vermeiden, werden von der Luftwaffe immer mehr Einsätze gegen die 800 bis 1000 schweren ägyptischen Geschütze am Suez geflogen.

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