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Der Wahlsonntag hat das europäische Publikum ratlos, verwirrt, bestürzt zurückgelassen. Le Pens Einzug in die Stichwahl überlagerte naturgemäß die beiden anderen Urnengänge. Der "Front National"-Mann als Gegenkandidat wird Jacques Chirac einen Wahltriumph sondergleichen bescheren, Chirac sich als Retter der Nation und der Demokratie feiern (s. Seite 1).

In Ungarn hat ein weiterer Machtwechsel stattgefunden, wie wir nun schon so viele in den Reformländern seit der Wende erlebt haben. Enttäuschte Hoffnungen auf binnen kurzer Zeit spürbare Verbesserung der Lebensumstände lassen die Menschen das Kreuz bei den jeweiligen Nicht-Regierungsparteien machen. Von Orbán könnte man noch lernen, dass es vielleicht doch nicht so gut kommt, wenn Konservative durch "nassforsches" Auftreten Modernität signalisieren wollen. Nicht wenige, die sich über die Zukunft des Konservativismus Gedanken machen, glauben ja, dass es ohne yuppiehaft-rotziges "Hallo, jetzt komme ich"-Gehabe nicht geht.

Hat es also der CDU-Mann Wolfgang Böhmer, ein "Mann der leisen Töne" (FAZ), in Sachsen-Anhalt richtig gemacht? Nun, für ihn nimmt jedenfalls ein, dass er der Versuchung, mit dem Zuwanderungsthema zu punkten, nicht nachgegeben hat. Er hatte es wohl auch nicht nötig, denn die Menschen haben in erster Linie die Perspektivenlosigkeit im "Armenhaus Deutschlands" abgewählt. SPD-Ministerpräsident Reinhard Höppner war seinerzeit einen betont anti-westlichen Kurs gefahren, hatte gezielt Ost-Ressentiments bedient. Als von der allgemeinen Angst und Verunsicherung 1998 nicht nur die PDS, sondern auch die rechtsextreme DVU (mit 13 Prozent) profitierte, saß der Schock tief. Nun ist die DVU gar nicht mehr angetreten, Rechtsausleger Schill schaffte den Einzug in den Landtag nicht. Am Ende ist in Sachsen-Anhalt aber auch das Magdeburger Modell (SPD-Regierung mit PDS-Duldung).

Vorschnelle Schlüsse für die Bundestagswahlen im Herbst sind nicht angebracht: Die Wähler werden dem ihre Stimme geben, dem sie am ehesten die Lösung ihrer Probleme zutrauen. So einfach ist das.

E-Mail: rudolf.mitloehner@furche.at

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