Training Sport - © Foto: Giacomo Sini

Lesbos: Mit Sport der Trostlosigkeit trotzen

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Die NGO „Yoga and Sport with Refugees“ organisiert Trainingsstunden für Geflüchtete in Griechenland. Die Trainer möchten den jungen Menschen in Athen und auf Lesbos mit sportlichem Ehrgeiz vor allem zu mehr Zuversicht verhelfen und so der Trostlosigkeit trotzen.

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Die NGO „Yoga and Sport with Refugees“ organisiert Trainingsstunden für Geflüchtete in Griechenland. Die Trainer möchten den jungen Menschen in Athen und auf Lesbos mit sportlichem Ehrgeiz vor allem zu mehr Zuversicht verhelfen und so der Trostlosigkeit trotzen.

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Der Boden ist weich und die Luft riecht nach Gummi und Desinfektionsmittel. „Es ist so weit, am Montag können wir das Fitnessstudio hier in Athen wieder öffnen!“, ruft Estelle, ein Lächeln breitet sich über Alis Gesicht aus: „Gut! Dann müssen wir uns beeilen, alles muss fertig sein.“ Inventar, Registrierungen, Karten, es ist notwendig, noch ein paar Schränke zu besorgen und einige Arbeiten zu erledigen. Alis lebhafte Augen scheinen den anderen zu sagen: „Ist alles schon erledigt, keine Sorge“, während sie gemeinsam einige Details ausarbeiten.

Es ist das Koordinationstreffen von Yoga and Sport With Refugees. Die NGO organisiert sportliche Aktivitäten mit Flüchtlingen. Das Projekt begann Ende 2017 auf Lesbos und ist seit September 2020 auch in Athen aktiv. Ali, Sohaila und Aref, Flüchtlinge afghanischer Herkunft, sind für die Aktivitäten in der Hauptstadt verantwortlich. Nina, eine junge 26-Jährige aus den Niederlanden, kam als Lauftrainerin und ist nun zusammen mit Estelle, der Gründerin, die 29 Jahre alt und in Frankreich geboren ist, die Leiterin des Vereins. Die beiden jungen Frauen sind auf Lesbos stationiert und kommen nur zu regelmäßigen Koordinierungstreffen nach Athen. Im Laufe der Zeit haben in mehr als 25 verschiedenen Disziplinen kostenlose Kurse für Tausende von Menschen stattgefunden, die auf der Suche nach einem besseren Leben über die tragisch berüchtigte Lesbos-Route nach Europa gekommen sind.

Ali ist 25 Jahre alt, er ist Logistikkoordinator in Athen und hat das Fitnessstudio in der Hauptstadt umstrukturiert. „Ich liebe Sport“, sagt er und blickt gelassen nach vorne. Er war in der Lage, Ausrüstung und Trainingsmaschinen ohne Kostenaufwand zu renovieren und während des Lockdowns trainierte er mit einer Gruppe von Freunden, die Bodybuilding-Enthusiasten sind.

„Ich habe immer weitertrainiert“

Aref vereint alles und hat neben der heiklen Aufgabe, Ausbildner zu finden und auszuwählen, auch die Koordination des Programms zur Aufgabe. Er ist 19 Jahre alt, aus Afghanistan und Taekwondo-Trainer. Während des Trainings treffen die Tritte seiner Schüler das Ziel genau, nur wenige Zentimeter von seinem Gesicht entfernt. Er erzählt, dass die Wettkämpfe nun eingestellt sind, „aber mit der Wiedereröffnung werden wir in der Lage sein, an Wettbewerben teilzunehmen!“

Viermal pro Woche bringt Hamid rund 30 Mädchen und Jungen zusammen. Er ist 30 Jahre alt und kommt aus Afghanistan, ist aber im Iran geboren und aufgewachsen, wo er im Alter von zehn Jahren mit dem Kickboxen begann. Seitdem hat er nie aufgehört zu kämpfen und an einigen internationalen Wettbewerben teilgenommen. „Selbst in den Schwierigkeiten der letzten zwei Jahre habe ich immer weitertrainiert und gelehrt. Zwischen Lesbos und Athen haben wir ein Kickbox-Team gegründet, das an zwei verschiedenen Orten trainiert: Team Energy. Ich bin nach Europa gekommen, um auf professioneller Ebene zu kämpfen“, fügte er schließlich hinzu: „Sport ist mein Leben“.

Sohaila ist, dank der finanziellen Unterstützung, die sie von Yoga and Sports für ihre Aktivitäten im Verein erhält, in der Lage, ein Zimmer in Athen zu mieten. Normalerweise würde ihre Familie auch hier leben, aber weil sie ihre Dokumente erneut beantragen müssen, sind sie derzeit gezwungen, im Lager Malakasa, das sich in einem isolierten Gebiet 40 km von Athen entfernt befindet, zu leben. Sohaila besucht sie oft; es ist fast eine Stunde Fahrt mit dem Zug. Zurzeit baut die griechische Regierung sogar eine hohe Betonmauer um das Lager. „Es ist eine schreckliche Situation“, sagt Sohailas Mutter, während sie Wasser in den Wasserkocher gießt und Tee für ihre Gäste zubereitet. Ihr Zelt ist in der ehemaligen Turnhalle des Lagers aufgebaut. Nun sind dort dutzende Zelte aufgebaut, es ist kein Platz mehr.

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