Rad - © Illustration: Rainer Messerklinger

Mäßig beliebtes Transportmittel: Das Rad neu erfinden

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Trotz verschiedenster Kampagnen bleibt das Fahrrad in Österreich ein mäßig beliebtes Transportmittel. Ein Blick in die Vorzeigenation Niederlande zeigt, wie es anders gehen könnte.

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Trotz verschiedenster Kampagnen bleibt das Fahrrad in Österreich ein mäßig beliebtes Transportmittel. Ein Blick in die Vorzeigenation Niederlande zeigt, wie es anders gehen könnte.

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Wie kommt man in den Niederlanden am schnellsten zu einem Fahrrad? Man wartet, bis sich ein paar Radler nähern, schreit laut: „Das ist ja meines!“ – und mindestens einer springt ab und läuft davon. Warum dieser Witz in den Niederlanden spielt, ist offensichtlich: Es ist das einzige Land der Welt, in dem es mehr Fahrräder als Menschen gibt. Jeder Niederländer besitzt im Durchschnitt 1,5 Exemplare. Von solchen Werten kann ein Land wie Österreich nur träumen. Hierzulande gibt es Schätzungen zufolge sieben Millionen Fahrräder, das entspricht ungefähr 0,8 Stück pro Person.

Die Gründe dafür sind vielfältig und haben nicht zuletzt mit der Geografie zu tun. Immerhin müssen fahrradaffine Niederländer auf ihren Touren keine Alpen überqueren. Stattdessen haben sie mit anderen Naturgewalten zu kämpfen, wie etwa starkem Gegenwind oder täglichen Regenschauern. Dass Radfahren in den Niederlanden so alltäglich ist, liegt eher an der Gewohnheit. Ab dem Kleinkindalter lernt man, das Fahrrad als ganz gewöhnliches Transportmittel zu verwenden. Nicht selten sieht man Businessdamen mit High Heels, Anzugträger sowie Eltern mit großen Einkaufstaschen und Kinderwägen in die Pedale treten. Egal ob es regnet oder schneit, für die meisten Schüler gibt es auch kein Mama-Taxi. Täglich bei jeder Witterung mehrere Kilometer in die Schule fahren, ist dort ganz normal.

Millionen an Investitionen

Diese Grundhaltung beeinflusst natürlich auch, in welchem Maße die Radwege ausgebaut werden. Die Niederlande durchzieht ein flächendeckendes Wegenetz abseits der Straßen, das anhand von Kreuzungspunkten gute Orientierung ermöglicht und viele Alternativen bietet. Auf ihren Touren steht Fahrradbegeisterten ein großes Angebot an billigen Unterkünften zur Verfügung. Der Verein „vrienden op de fiets“ (Freunde auf dem Fahrrad) bietet seinen Mitgliedern um nur 22,50 Euro pro Person über 6000 Übernachtungsmöglichkeiten. Österreich kann mit einigen sehr gut ausgebauten Fahrradwegen punkten, wie etwa dem Donau-
radweg. Wer jedoch abseits dieser Routen fahren will, landet schnell bei den Autos auf der Landstraße.

Ganz anders als auf dem Land ist die Situation im urbanen Gebiet. Sowohl in Österreich als auch in den Niederlanden versuchen die Städte durch millionenschwere Investitionen in die Infrastruktur das Radeln attraktiver zu machen. Die holländische Stadt Utrecht eröffnete im August eine dreistöckige Fahrradtiefgarage mit 12.500 Plätzen. Ein Tunnel führt von der Garage direkt zu den Bahnsteigen. Die ersten 24 Stunden parken die Fahrräder gratis, jeder weitere Tag kostet 1,25 Euro. Das Projekt ist ein großer Erfolg, ersichtlich an den gut gefüllten Abstellplätzen und den unzähligen Pendlern, die zu den Hauptverkehrszeiten die Tiefgarage frequentieren.

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