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Mit dem Puch 500 auf den Berg

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Daß der Puch 500 ein gutes Auto ist, wissen wir schon seit einiger Zeit, denn wir fahren diesen Wagen im Testbetrieb nun schon mehr als 8000 Kilometer, lieber seine guten Fahreigenschaften konnten wir uns besonders auf winterlichen Straßen ausreichend informieren. Wir kamen zu der Erkenntnis, daß Straßenlage und Kurvenfestigkeit zweifellos mit zu dem besten gehört, das derzeit auf dem Kraftfahrzeugsektor geboten wird. Diese ausgezeichneten Fahreigenschaften aber bedeuten hohe Verkehrssicherheit und sind besonders bei einem Fahrzeug in dir Größe des Puch 500, also bei einem Kleinwagen, besonders wichtig, denn selbstverständlich kann bei einem Fahrzeug dieser Kategorie nur sehr wenig für den Insassenschutz getan werden; was aber nicht heißen soll, daß in größeren Wagen bereits viel dafür getan wurde oder wird. .Größere Wagen aber bieten durch die größere Stabilität des Fahrzeuges und meist auch stärkere Karosserie einen nicht zu unterschätzenden Schutz. Dieses Problem ist bei einem Kleinwagen allein schon wegen der erforderlichen Gewichtsersparnis, aber auch entsprechenden Preisgestaltung schwer zu lösen. Allerdings — und das sollte man einigen Herstellern von Klein- und Kleinstfahrzeugen ins Stammbuch schreiben — kann man durch hervorragende Fahreigenschaften viel gutmachen. Und hier hat das Grazer Puch-Werk zweifellos das Beste geschaffen, das möglich war. Man ist dort nicht verantwortungslos zu Werk gegangen, in der Hoffnung, daß sich auch ein schlechteres oder mittelmäßiges Fabrikat, wenn es nur österreichisch ist und, durch keinerlei Zoll belastet, eine günstige Preisgestaltung erläuft, auf jeden Fall wird verkaufen lassen:-IMaii ging vielmehr den wesentlich-schwieriger- Weg • and-t sebuf '* in ■ 1 ah*eknger,- •• zielstrebiger Arbeit ein, wenn auch kleines, so doch hervorragendes Auto, das sowohl die Austro-Daimler-, die Steyr- als auch die Puch-Tradition würdig fortsetzt.

Wer auf dem Kraftfahrzeuggebiet Jahre hindurch Erfahrung sammeln kann, wird bei der Anwendung von Superlativen bei Autos äußerst vorsichtig. Wenn man aber dann ein Fahrzeug in die Hand bekommt, bei (fem so recht die Absicht merkbar wird, beste Qualität mit letzten technischen Erkenntnissen und gediegener Fertigungsarbeit zu verbinden, freut einen dies naturgemäß um so mehr, als eine Reihe relativ teurer Fahrzeuge die Interessenten ausschließlich durch formschöne Karosserie und eine architektonisch erstklassige Innenausstattung zu locken pflegt.

Bis vor kurzem hatten wir, witterungsbedingt, noch nicht die Möglichkeit, den Puch 500 auf österreichischen Bergstraßen kennenzulernen. Jetzt war dies möglich, und es fielen die Ergebnisse so aus, wie das eigentlich von vornherein erwartet werden konnte, obwohl sie auch dann noch in Erstaunen versetzten. Daß heute jedes moderne Auto über Steigungen bis zu 25 Prozent hinwegkommt, ist keine Sensation. Die Frage ist nicht mehr, ob sie es können, sondern wie sie es tun. Mit entsprechender Ueber-setzung des Getriebes läßt sich viel erreichen. Man kann den ersten Gang als ausgesprochenen Klettergang auslegen und wird dann vermutlich auch auf steileren Paßstraßen keine allzu großen Schwierigkeiten mit dem Fahrzeug haben. Wie souverän jedoch der Puch 500 Steigungen bis zu 23 Prozent bewältigt, ist geradezu erstaunlich. Mehrere Wagen größerer Klassen können entweder nicht viel mehr, in verschiedenen Fällen aber nicht einmal das. Wir befuhren den Pötschenpaß von der Bad-Ischler Seite,; auf der er bekanntlich über einige hundert Meter 23 Prozent Steigung aufweist“ und dabei noch kurvenreich ist, während die weitere Straße auch noch immer ziemlich steil bis zur Pötschenhöhe verläuft. Dennoch schaffte sie der Puch 500 von unten bis oben mit dem zweiten Gang, und dies bei einer Belastung mit rund 240 Kilogramm, wobei diese vier Kilometer lange Strecke in sechs Minuten zurückgelegt wurde, was einer Durchschnittsgeschwindigkeit von sage und schreibe 40 Stundenkilometern entspricht. Hier zeigte sich offensichtlich die große Elastizität dieses kleinen Motors. Die vier Kilometer lange Strecke wurde . natürlich durchweg unter Votlgas-beiJitrgühgen' gefahren, ohne daß auch nur die geringste Ueberbeanspruchung der Maschine festzustellen war. Die Oeltemperatur betrug auf der Pötschenhöhe bei einer Außentemperatur von zirka plus 8 Grad Celsius: 80 Grad Celsius. Deutsche Kraftfahrer, die von der Pötschenhöhe die bergwärts fahrenden Fahrzeuge beobachteten, wollten es einfach nicht glauben, daß ein Fahrzeug mit einer 500-ccm-Maschine diese Steigung mit einem'derartigen Elan bewältigen kann.

Aber nicht nur auf Steigungen zeigt das Fahrzeug seine erstklassigen Eigenschaften, sondern auch bei der Talfahrt gibt der Puch keinen Grund zur Klage. Das Befahren von Steigungen ist im allgemeinen ungefährlich. Hier ist es nur angenehm, rasch und leicht vorwärts zu kommen, während starkes Gefälle bei nicht zureichender Konstruktion des Fahrzeuges immerhin Gefahren heraufbeschwören kann. Hier sind es natürlich vor allem die Bremsen, die für die Fahrsicherheit verantwortlich sind. Mit einer entsprechenden Bremswirkung kann bekanntlich um so sicherer gerechnet werden, je kälter die Bremsen sind. Das bedeutet, daß man beim Talfahren die Bremsen so wenig wie möglich benützen soll — um sie für den Ernstfall parat zu haben. Man sollte daher ein Gefälle mit jenem Gang fahren, mit dem man es bergauf befahren würde. Die Motorbremswirkung des Puch 500 erprobten wir, indem wir von der Pötschenhöhe Richtung Bad Ischl, also die steilere Strecke, gleichfalls mit einem zusätzlichen Gewicht von 240 Kilogramm, talwärts fuhren. Nachdem das Fahrzeug die Steigung mit dem zweiten Gang geschafft hatte, fuhren wir es auch mit diesem Gang bergab, und dabei stellte sich interessanterweise heraus, daß es die gesamte Strecke, inklusive der 23prozentigen Gefällestücke, kein einziges Mal erforderlich war, die Radbremse zu benutzen. Wohl bremsten wir das Fahrzeug einmal kurz herunter, und dies in einer unübersichtlichen Kurve innerhalb des 23prozentigen Stückes, um sie mit einem Sicherheitsfaktor zu befahren. Def gesamte Pötschen konnte demnach mit kalten Bremstrommeln absolviert werden, wodurch stets eine hundertprozentige Bremswirkung für Eventualfälle zur Verfügung stand: und dies bedeutet mit anderen Worten größtmögliche Sicherheit,

Interessant war, daß am Fuße des Pötschen keine Zündkerze verölt oder verschmutzt war und das .Ffchjtzeug-. :bi6JrJ,Gasgeien;2einwiidij'ejnT ansprach. Normalerweise; wird miriWietBremser--arbeit natürlich nicht allein dem Motor überlassen, sondern immerhin mitbremsen.

Auch der Prebichl und der Seeberg konnten ohne Schwierigkeiten überwunden werden, “wenn wir hierzu auch teilweise den ersten Gang benötigten, da diese beiden Straßen durch langanhaltendes Tauwetter völlig durchweicht waren und die sulzartige Konsistenz der Straßendecke einen relativ hohen Fahrwiderstand bot.

Ueberraschend war auch noch der Verbrauch über die gesamte 30 Kilometer lange Strecke. Er betrug von Wien bis Wels bei einem ohne Bemühung erreichten Schnitt von 65 Stundenkilometern 5,1 Liter auf 100 Kilometer, über die gesamte Strecke, inklusive sämtlicher Bergstraßen, 5,7 Liter auf 100 Kilometer, und muß somit als äußerst gering bezeichnet werden. Das Fahrzeug zeichnet sich demnach, abgesehen von seinen hohen Fahreigenschaften, auch noch durch wirtschaftlichen Betrieb aus. Wenn man bedenkt, daß die gesamten Verbrauchskosten rund 150 S betrugen — der Puch 500 verträgt ohne weiteres Normalbenzin —, so bedeutet dies, daß bei einer Besetzung mit drei Personen, wie es in unserem Fall gegeben war, auf jede einzelne nur 50 S Kraftstoffkosten entfallen. Am Rande konnten wir auch noch die Feststellung .treffen, daß Tagesleistungen von 350 Kilometer in diesem kleinen, von außen wesentlich unbequemer als von innen erscheinenden Fahrzeug ohne jede Ermüdung der . Insassen absolviert werden können. Auf den hinteren Sitzen finden auch größere Kinder bequem Platz.

Der Puch 500 ist ein Qualitätserzeugnis, das seinen Besitzer oder Benutzer trotz des geringen Anschaffungspreises Von rund 24.000 S nicht enttäuscht, sondern ihm vielmehr ein hohes Aequivalent für diesen Kaufpreis bietet.

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