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Was passiert, wenn ...? So klopft gewöhnlich der Ernstfall an die Tür. Was also, wenn sich Nordkorea entscheidet, kommende Woche einen weiteren Mittelstreckenraketenversuch durchzuführen und die japanische oder südkoreanische Raketenabwehr sich zum Handeln gezwungen sieht. Was, wenn die politische Situation dadurch außer Kontrolle gerät - ebenso wie die militärische? So fragen alle. Aber versuchen wir es doch einmal anders herum und nehmen den Optimalfall im Rahmen des Möglichen an. Was also, wenn China seinen nordkoreanischen Freund kalmiert und Bruder Kim Jong-un wieder zu seinen Mickeymaus- und Zuckerfeenshows zurückkehrt, die er ja so liebt. Dass er dafür zwar nicht die Anerkennung als offizielle Atommacht erhält, auf jeden Fall aber die 500.000-Tonnen-Getreidehilfe, die er braucht, um die Ernährung seines Landes zu sichern.

Und morgen auch Europa

Was würde geschehen? In ein paar Monaten würde der nächste Raketentest stattfinden, diesmal mit der Langstreckenrakete UNHA. Damit kann man bequem New York treffen und auch jeden Punkt in Europa. Das wird so kommen, weil Pjöngjang aus seinem Selbstverständnis heraus gar nicht anders kann. In dieser Volkswirtschaft arbeiten Bürger entweder für die Rüstung, haben eine Stellung im Militär oder aber vegetieren im Elend dahin. Wenn man überhaupt von nationalem Kapital sprechen will, so besteht das im Fall Nordkoreas aus radioaktivem Material, mit dem acht Atomsprengköpfe bestückt werden können. Da also die Atomkriegsrüstung auch der einzige Garant der Existenz dieser Diktatur nach innen ist, kann es nach außen auch nur ein Argument geben: Krieg.

Die Staatengemeinschaft sollte versuchen, die bange Frage des Ernstfalls "Was, wenn...?“ zu vermeiden. Wir sollten statt dessen fragen, "Was tun?“ Eine mögliche Antwort: die Arsenale Nordkoreas durch Krieg auszumerzen. Bill Clinton hat das 1994 in Erwägung gezogen und schreckte angesichts zu erwartender Opferzahlen (über eine Million) zurück. Wenn man aber nicht angreift, bleibt nur eine logische Möglichkeit: Die Realisierung des Raketenschilds offensiv vorantreiben und weiterverhandeln, auch gegen jede Chance. Gegen Schurkenstaaten ist das das einzig zivilisierte Mittel.

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