Österreich, Europa und der Balkan

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Lange Zeit hatte man den Eindruck, dass Außenpolitik zwar durch illustre Staatsbesuche etwas Farbe in den grauen Regierungsalltag bringt, aber nicht wirklich als notwendig für das gedeihliche Fortkommen der Republik angesehen wird. Mit der Initiative, Serbien den EU-Kandidatenstatus zu verschaffen, die Außenminister Spindelegger gemeinsam mit seinen Kollegen aus Rom und Paris angestoßen hat, hat die Regierung aber nach langem wieder einmal ein Zeichen gesetzt, dass es auch außerhalb der Grenzen Interessen gibt, die es wahrzunehmen gilt, und Themen, die man in der EU erfolgreich vorantreiben kann.

Dass parallel dazu auch Kanzler Faymann zögernde Schritte auf dem für ihn ungewohnten Brüsseler Parkett wagt, mag als weiteres Indiz eines Gesinnungswandels gelten - auch wenn man ihm den Wandel zum "glühenden Europäer“ noch nicht recht abnimmt.

Es scheint, als ob man außenpolitische Themen nicht mehr allein einer FPÖ überlassen möchte, die das bisherige Vakuum ungeniert für "Staatsbesuche“ der eigenen Art nützt. Südosteuropa böte der österreichischen Politik überhaupt noch viel Potential, um sich weiter zu profilieren. Zum einen ist Österreich nach wie vor einer der größten Investoren in der Region, sowohl in den EU-Ländern Rumänien und Bulgarien als auch am Westbalkan. Es geht also um bedeutende wirtschaftliche Interessen. Zum anderen wird Österreich nach wie vor eine hohe politische Kompetenz in dieser Region zugeschrieben, die es einzulösen gilt.

Vielleicht gelänge es sogar, das historische Projekt fortzusetzen und unter maßgeblicher österreichischer Beteiligung den Balkan an Europa heranzuführen. Viel Zeit bleibt aber nicht mehr. Denn in der Zwischenzeit scheint die Balkanisierung Österreichs schneller voranzuschreiten als die Europäisierung des Balkans.

* Der Autor ist Unternehmer und freier Publizist in Wien

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