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Österreichs katholische Kirche startet ins Jahr 2019 alles andere als turbulenzenfrei. Jedenfalls haben die Vorgänge in Kärnten nicht nur dort den Weihnachtsfrieden konterkariert: Auch Kardinal Christoph Schönborn ist höchstpersönlich ins Kreuzfeuer der Kärntner Kritik geraten - und er versuchte sich kurz vor Jahresende im Ö1-Mittagsjournal mit dem Hinweis aus der Schusslinie zu nehmen, nun sei Rom am Zug, das den Salzburger Erzbischof Franz Lackner mit einer Visitation der Diözese Gurk-Klagenfurt beauftragt hat.

Man muss als Kommentator aus der Ferne weiter nach unabhängiger Aufklärung rufen. Dabei ist festzuhalten, dass es nicht darum gehen kann, die Anwürfe gegen den früheren Bischof Alois Schwarz als Racheaktion wildgewordener Domkapitulare abzutun. Nein, schon die Versetzung von Schwarz nach St. Pölten im Verein mit dem jahrelangen Raunen im Kirchenvolk in Kärnten konnte nur als Versuch der Kirchenleitung (ob in Österreich, in Rom) verstanden werden, die Lage zu befrieden, bevor sie eskaliert.

Das ist gründlich schiefgegangen. Und zeigt einmal mehr die Schwäche eines Systems, das immer noch nicht alle Spuren feudaler Klerusherrschaft abgelegt hat (Stichwort: bischöfliches Mensalgut). Von daher ist transparente und eben vor allem: unabhängige Untersuchung zu fordern. Eine kirchliche Untersuchung mit einem Visitator von außen, deren Ergebnisse auch öffentlich gemacht und diskutiert werden, wäre solch ein Schritt. Ob aber der nun für diese Aufgabe nominierte Erzbischof von Salzburg wirklich "von außen" kommt, darf man füglich hinterfragen.

Auch die Performance von Bischof Schwarz trug bisher nichts zur Aufklärung bei. Er selber erklärte sich durch den Kärntner Prüfbericht für reingewaschen. Wie man heute weiß, eine arg selektive Wahrnehmung. In seiner Silvesterpredigt klagte Schwarz ob der Turbulenzen über die "übermedialisierte Welt" mit einer "aufgeheizten Empörungskultur".

Fairness gegenüber allen Beteiligten ist zweifelsohne nötig. Und die Verwundungen, die sich in den Turbulenzen offenbaren, müssen geheilt werden. Ein erster Schritt dazu ist aber unabdingbar: Aufklärung. Und zwar ohne Wenn und Aber.

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