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Frankfurter Allgemeine

Co-Herausgeber Günther Nonnenmacher zum Thema EU - Türkei

"Auch die sukzessive Erweiterung der EU nach Osten und nach Südosten ist nicht zu vergleichen mit der Ausdehnung auf den nichteuropäischen Mittelmeerraum und auf Asien - die Türkei ist in jeder Hinsicht ein anderes Gewicht als etwa Bulgarien oder Rumänien. Damit wird der europäische Verbund unvermeidlich lockerer und oberflächlicher: Keine Verfassung und keine neue Abstimmungsregel werden das verhindern. Das größte und erfolgreichste Projekt der europäischen Nachkriegszeit wird in diesen Tagen, ohne dass darüber bisher wirklich diskutiert worden wäre, einer grundlegenden Revision unterzogen. Es steht zu befürchten, dass Schröder und Chirac ihre Entscheidung vor allem unter dem Gesichtspunkt getroffen haben, sich und den anderen Europäern in den nächsten Jahren Ärger mit Ankara (und mit Muslimen im eigenen Land) zu ersparen. Ihren Nachfolgern werden sie damit, das lässt sich jetzt schon sagen, umso größere Probleme hinterlassen."

Süddeutsche Zeitung

"Ein Anker für Ankara" betitelte das Münchner Blatt seinen Leitartikel

"Würde die Europäische Union der Türkei nun doch noch eine lange Nase drehen, müsste die AKP (islamische Regierungspartei; Anm.) den schweren Rückschlag politisch kompensieren. Dies würde zu einer Verhärtung führen. [...] Ankaras Falken würden triumphieren. Als Alternative zur Bindung an Brüssel bliebe der Türkei nur Amerika. Ankaras politische und wirtschaftliche Abhängigkeit von Washington ist schon jetzt groß. Als eindeutiger US-Satellit ohne festen Anker in Europa aber eignet sich die Türkei noch besser als Feindbild für jene Teile der islamischen Welt, denen der Westkurs Ankaras seit dem 11. September noch weniger gefällt als zuvor. Die Türkei ist eine komplizierte Kandidatin. Aber solange sie Kandidatin ist, können die Mitglieder des europäischen Clubs an den Benimmregeln für die Debütantin feilen. Ist Ankara erst einmal abgewiesen, ist es damit vorbei. Über Kultur- und Stilfragen muss man sich dann auch keine Gedanken mehr machen."

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