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Russisch oder Chinesisch?

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Viele Mongolen sind der russischen Sprache mächtig; schon lange war das russische Alphabet für das Mongolische angenommen worden, was natürlich die Kulturentwicklung der Mongolei sehr erleichterte. Es gibt auch viele Mongolen, die Chinesisch können, manche können sich sogar des Chinesischen bedienen, um Artikel zu schreiben. Aber nach der VerscMechiterung der Beziehungen zwischen Peking und Ulan Bator werden es immer weniger Mongolen, die noch diese Sprache reden oder schreiben wollen. Doch es gibt eine Wochenzeitschrift der Zeitung „Mongolische Iswestija“, die noch im Chinesischen ausgegeben wird; da es in der Volksrepublik auch eine beachtliche chinesische Minderheit

gibt. Der Großteil der mongolischen Jugend genießt nur eine allgemeine technische Ausbildung, darnach müssen sie sich gleich an die Pro-duktionsfronrt stellen. Trotz rascher Industrialisierung bildet die Viehzucht vorläufig noch das Rückgrat der Volkswirtschaft; an zweiter Stelle steht die Landwirtschaft; die Industrie wird aber innerhalb kurzer Zeit aufholen. Die Viehzucht der Mongolei ist mit ihren Schafen, Ziegen, Rindern, Pferden und Kamelen weltbekannt. Die mongolische Wirtschaft, vor allem die Viehzucht, erweitert ihren Tätigkeitsbereich bereits ins Ausland.

Um den Zustand, Viehzucht als Monokultur zu verändern, strebt die Regierung außer Industaiesteige-

rung auch die Erhöhung der Landwirtschaftsprodukte an. Größere Flächen neues Land wurden bebaut, so allein im Frühjahr 1966 mehr als 460.000 Hektar, dort werden hauptsächlich Weizen, Gerste und Kartoffeln gepflanzt. Nicht nur in der Provinz Vordere Khangai, im ganzen Land sind alle Genossenschaften mit genügender Anzahl Maschinen ausgerüstet. Fast 20 Prozent der Genossenschaften verfügen über Fluglinien, was China, das die ganze Zeit von „Revolution“ und „Sprung“ redet, nicht erreichen kann. Die Mottos der Regierung in Ulan Bator

sind: „Kein Brot ohne Arbeit“ und „Zusammenwirkung des Verantwortungsgefühls an Material und der Anregung durch Material“. Die Regierung unterstützt die Arbeiter und Angestellten in den Städten, damit sie mit eigenen Mitteln und Staatskrediten Eigentumswohnungen erwerben können, so daß das mongolische Volk bestimmte private Eigentümer besitzt. Die Kaufkraft ist auch in diesen Jahren erheblich

gestiegen. Außer der „Mongolischen Volksrevolutionspartei“ und „JuigendJbund“ ist die Gewerkschaft in der Mongolei sehr einflußreich. Sie ist gewissermaßen unabhängig und vertritt auch wirklich die Interessen der Arbeitenden, ganz im Gegenteil zu China, wo die Gewerkschaft nur ein Anhängsel der Partei ist. Die Gewerkschaft der Mongolei hat 160.000 Mitglieder. Vorsitzender der Gewerkschaft ist Adamusolun, der im Oktober 1966 auf der „IX. Vollvereiammiung der Mongolischen Gewerkschaft“ die „Kulturrevolution“ Chinas heftig angriff.

Blickrichtung Moskau

Interessant ist auch der Außenhandel des Landes, dessen Minister Dordschi Gotbo ist. Vorher hatte die Mongolei nur Viehprodukte ausführen können. Jetzt, außer Fellen, Wollen, Fleisch und Landwirtschaftsprodukten ist die Mongolei imstande, Textilwaren, Wollstrickwaren und Erze zu exportieren, die meisten gehen allerdings nach Rußland. Mit mehr als 20 anderen Ländern unterhält die Mongolei ebenfalls enge Handelsbeziehungen, darunter Bulgarien, Ungarn, Palen, Ostdeutschland, CSSR, Nordkorea, Großbritannien, Japan, Österreich, Holland und die Schweiz. Der Handelsanteil der niditsoziaiistiscben Staaten beträgt jedoch nur 0,7 Prozent. Der Handel mit China nimmt allmählich ab. Außenpolitisch steht die Mongolei natürlich ganz auf der Seite der Sowjetunion. So verteidigte der Parteichef Jumschagin Tsedenbal im Oktober 1966 die Außenpolitik Moskaus während eines Gesprächs mit dem Generalsekretär der KP der'USA.

Armee: Klein, aber schlagkräftig

Die Streitmacht der Mongolischen Volksrepublik besteht aus einem Heer von Kavallerie-, Artilierie-und Panzereinheiten, insgesamt 20.000 Mann, Luftwaffe 300 Mann, drei leichte Iljuschin-Bomber, fünf MIG-21-, zwölf MIG-17- und MIG-15-Jagdflugzeuge. Die Zahl der mongolischen Truppen ist nicht hoch, ihre Schlagkraft steht jedoch außer Zweifel. Im zweiten Weltkrieg hatten die Einheiten der Mongolischen Volksrevolutionsarmee an den Schlachten gegen Deutschland und Japan teilgenommen und der Sowjetunion wirksame Hilfe geleistet. , Die mongolischen Streitkräfte werden von den Sowjets trainiert und ausgerüstet. Sowjetische Militärberater spielen eine sehr große Rolle. Anfang 1966 unterzeichneten Ulan Bator und Moskau einen militärischen Beistandspakt, wodurch die Sowjetunion die mongolischen Truppen im Notfall unter eigenen Befehl stellen kann. Dieser Beistandspakt hat heute eigentlich nur einen Feind im Auge, nämlich China, da die Mongolei nur an Rußland und China .grenzt.

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