Schlauer Präsident nützt seine schöne Gattin

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Im Garten der Kreisky-Villa in Wien steht eine Libanon-Zeder, größer als alle anderen Bäume, nicht zu übersehen, drei Stockwerke hoch, der Stamm so dick, dass ihn drei Männer mit ausgestreckten Armen schwer umgreifen können. Drinnen in der Kreisky-Villa sitzt der syrische Präsident Bahar al-Assad. Sichtlich gut gelaunt steht er Alt-Politikern, Diplomaten, Nahost-Expertinnen und Journalisten länger als erwartet Rede und Antwort.

Der Libanon mit seinen zerstrittenen Religionsgruppen sei "wie ein Zünder an einer Bombe", sagt Assad. Dass Syrien im Libanon gezündelt hat und noch immer zündelt, sagt er nicht. Und von der Bombe, die den libanesischen Ministerpräsidenten Rafik Hariri und 22 weitere Menschen am Valentinstag 2005 getötet hat, ist auch keine Rede. Ungeachtet des UN-Untersuchungsberichts, der sich das Attentat ohne syrische Beteiligung nicht vorstellen kann. Ungeachtet dem Haager Sondertribunal für den Libanon, das in diese Richtung recherchiert. "Die Syrer sind schlauer als die Sudanesen", sagt ein syrischer Insider in Anspielung auf die Haager Anklage für Völkermord in Darfur gegen den sudanesischen Präsidenten. "Die Syrer hingegen wursteln sich da wieder raus."

Von Sarkozy wieder hoffähig gemacht

Assads Weg nach Wien führte über Paris. Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy hat den Syrer im Sommer letzten Jahres nach jahrelanger Isolation im Westen wieder hoffähig gemacht. Beim Mittelmeer-Gipfel durfte Assad auf der Ehrentribüne bei der Militärparade zum französischen Nationalfeiertag Platz nehmen. Eine Genugtuung für den Levantiner, den Sarkozy-Vorgänger Jacques Chirac noch zur unerwünschten Person erklärt hat - Chirac und der ermordete Hariri waren Duzfreunde! Im Pariser Sommer letzten Jahres wurde Assad wieder zu dem, als den ihn der Westen schon bei seiner Machtübernahme als 35-Jähriger im Jahr 2000 gesehen hat: Hoffnungsträger für einen politischen Frühling in Syrien.

Auf den hoffen auch die mehr als 200.000 Kurden in Syrien. Während Assad mit Bundespräsident Heinz Fischer in der Hofburg spricht, demonstrieren rund 200 syrische Kurden zwei Stockwerke tiefer auf dem Heldenplatz und fordern vom syrischen Präsidenten die grundlegenden Menschenrechte für ihre Volksgruppe. Jamal Omari, Organisator der Demo, zeigt sich im Gespräch mit der FURCHE zufrieden: Es ist gelungen, auf die katastrophale Situation der Kurden in Syrien aufmerksam zu machen. Die teilweise ausgebrochene Assad-Euphorie in Österreich versteht er hingegen überhaupt nicht: "Das ist doch ein Diktator!"

Zum gelungenen Auftritt Assads in Wien hat vor allem auch seine attraktive Frau Asmaa al'Assad beigetragen. Syriens First Lady hat ihrem Gatten viele Sympathiepunkte eingebracht. Schon vergangenes Jahr in Paris haben sich die französischen Medien schwer mit der Entscheidung getan, wer denn nun die schönere Präsidentengattin sei - die 34-jährige Frau Assad oder Frankreichs First Lady Carla Bruni.

Asmaa Assad hat als Londoner Bankerin gearbeitet. Ihre Karriere als Präsidentengattin ist mindestens so überraschend wie der Einstieg ihres Mannes in die Politik. Erst nach dem Unfalltod seines älteren Bruders ist Assad zum politischen Erben seines Vaters aufgestiegen. Seinen erlernten Beruf als Augenarzt musste er damit an den Nagel hängen. Das Gespür für eine gute Optik ist ihm aber geblieben - in Wien hat er das erneut bewiesen.

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