
Selenskyj - der Getriebene
Die Kritik am ukrainischen Präsidenten wächst. Nicht er hat das Heft in der Hand in der Ukraine – es ist vielmehr die Öffentlichkeit, mit deren Meinung der Staatschef und Kriegsherr mitzuschwimmen versucht.
Die Kritik am ukrainischen Präsidenten wächst. Nicht er hat das Heft in der Hand in der Ukraine – es ist vielmehr die Öffentlichkeit, mit deren Meinung der Staatschef und Kriegsherr mitzuschwimmen versucht.
Wenn es 17 Uhr ist im Kiew dieser Tage, füllen sich die Cafés um den BessarabskaMarkt. Hier ein Minister beim Pizzaessen, dort ein Berater bei Kaffee und Kuchen, weiter drüben die Mitarbeiterin einer wichtigen internationalen Finanzinstitution bei einem Glas Wein. Und dazwischen brodelt die Gerüchteküche in dicken ploppenden Blasen wie geschmolzener Käse. Gerade dieser Tage.
Der Chef des Geheimdienstes SBU, Iwan Bakanow, gefeuert, ebenso die Oberstaatsanwältin Iryna Wenediktowa, die Position des Chefs der so wichtigen Antikorruptionsbehörde NABU seit langem vakant, jetzt aber anscheinend in Besetzung. Es rumort. Denn vor allem Bakanow galt als enger Vertrauensmann von Präsident Wolodimir Selenskyj. Die beiden kennen sich noch aus Schulzeiten, dann war Bakanow der Chef der Produktionsfirma von Selenskyjs TV-Show „95- Kwartal“, später war er Chef von Selenskyjs Partei und wurde schließlich von diesem in den SBU entsandt. Die Vorwürfe gegen Bakanow wiegen schwer: Es wird ihm nicht weniger als Hochverrat zur Last gelegt – oder zumindest Mitverantwortung aus Inkompetenz. Konkret geht es um die Region Cherson. Dort war die russische Armee in den ersten Kriegstagen von der russisch annektierten Krim aus praktisch ungehindert mitten durch Minenfelder marschiert. Die Stadt Cherson selbst fiel kampflos.
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