6642701-1958_04_15.jpg
Digital In Arbeit

Sinnvolle Weltrekorde

Werbung
Werbung
Werbung

Wie der Automobilist immer wieder erfahren wird, gibt es keine wirklich schlechten Automobile mehr. Heute kommt es mehr auf den Unterschied zwischen gut und besser an, von dem man aber keineswegs sagen sollte, er sei nicht wichtig. Es sind nicht immer Preisunterschiede, die hier maßgeblich mitsprechen, sondern vielfach Merkmale, die auch bei preisgleichen Fahrzeugen als Unterschiede auftauchen. Dem Käufer nützt es im allgemeinen wenig, wenn eine Firma — so begrüßenswert dies im Prinzip auch ist — mit Renn- oder Sportwagenerfolgen für markengleiche Erzeugnisse wirbt, denn er kann ja nicht jenes Fahrzeug erwerben, das die Rekorde effektiv errungen hat, sondern er erhält eine Type, in die die Erkenntnisse aus diesen Erfolgen einen mehr oder weniger fühlbaren Niederschlag gefunden haben. Von den durch die Werbung ins Auge fallenden Erfolgen profitiert er also nur am Rande. Das heißt nun nicht, daß ein Serienwagen einer solchen Firma nicht dennoch sehr gut sein kann, aber wir sind der Ansicht, daß für den Käufer jene Erfolge von weit größerem Wert sind, die ein Fahrzeug erringt, das jedermann preiswert erwerben kann. Es gibt zwar nur wenige Fahrzeugtypen, die mit Weltrekorden aufwarten können und dennoch vollwertige Gebrauchswagen sind, aber einigen gelingt dieses Kunststück immerhin. Mit serienmäßigen Simca-Arondes wurden bereits des öfteren Weltrekordfahrten unternommen, die auch zu den erwarteten Ergebnissen führten. Sie kann man dann als Gebrauchswagenteste ansehen, die über jeden Zweifel erhaben sind. Hier kann man direkte Erkenntnisse ableiten und echte Rückschlüsse auf die Lebensdauer und Leistung des Fahrzeuges ziehen. Der Interessent oder Käufer hat die Gewißheit, daß alle jene Mittel, die die Aufrechterhaltung einer wesentlich erweiterten Fahrversuchs- und Prüfabteilung innerhalb einer Automobilfabrik kostet, ihm auch wirklich zugute kommen, da diese Spezialabteilung in direktem Zusammenhang mit der Entwicklung des Fahrzeuges steht und der vcn ihm geforderte Kaufpreis um nichts höher ist, als er für sein Geld auch tatsächlich erhält. Der normale Tourenwagen ist nicht dafür geschaffen, Weltrekorde aufzustellen. Wenn er es dennoch tut, dann stellt er damit unter Beweis, daß seine Leistungsfähigkeit über dem steht, was der normale Alltagsbetrieb fordert. Kein vernünftiger Mensch wird behaupten wollen, daß ein normaler Tourenwagen, für den. Alltagsgebrauch

geschaffen, ähnliche Leistungen vollbringen können muß, wie es ein serienmäßiger Simca-Aronde in Montlhery tatsächlich unter Beweis stellte. 102.873 km gefahren in 912 Stunden, nur durch kürzeste Schmier- und Tankpausen unterbrochen, bedeutet eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 113 km/h volle 38 Tage hindurch!

Diese 1957 aufgestellte Leistung eines Simca-Aronde steht absolut nicht allein da und kann auch nicht als Zufallstreffer gewertet werden, denn bereits im Jahre 1953 sind ähnliche Leistungen auf der Piste von Montlhery bei Paris vollbracht worden. Damals betrug der Durchschnitt 103 km/h. Aber man gab sich mit diesen Erfolgen nicht zufrieden. Man wollte mehr. Man wollte beweisen, daß ein Fahrzeug dieser Firma nicht nur unter Rundkursbedingungen solche Kilometerleistungen zu erreichen imstande ist, und setzte deshalb 1954 einen gleichfalls willkürlich aus der Serie genommenen Simca-Aronde während 100 Tagen ohne Unterbrechung im rastlosen Weltstadtverkehr von Paris ein. 195 5 veranstaltete man eine Dauerfahrt über 100.000 km auf allen Straßen Frankreichs und lud hierzu 100 verschiedene Fahrer und Fahrerinnen aus dem Publikum ein.

Daß ein Typ wie der Simca-Aronde höchste Beanspruchung nicht nur in den Händen von bestqualifizierten Fahrern gelassen hinnimmt,

zeigten nicht nur die Erprobungen aus dem Jahre 195 5, sondern in kleinerem Rahmen die enormen Erfolge dieses Fabrikats auf internationalen Motorsportveranstaltungen. Hier befinden sich die Fahrzeuge zum größten Teil in den Händen von fachlich und durchaus orientierten Fahrern, die aber keine Firmenbetreuung in Anspruch nehmen und auch nicht in der Lage sind, kostspielige Investitionen durchzuführen. Sie beabsichtigen keineswegs Bewährungsproben in großem Stil, sondern sind nur an sportlichen Erfolgen interessiert. Betrachtet man nun Weltrekorde und Sporterfolge des Simca-Aronde, dann könnte man leicht zu der falschen Meinung kommen, daß es sich hier um ein rein sportliches, rasantes und vor allen Dingen sehr schnelles Fahrzeug handelt. Zugegebenermaßen stimmt das, denn der Simca läuft eine Spitze von 130 km/h und mehr und das ohne irgendwelche „Frisuren“. Dennoch aber ist der Simca im Grunde ein recht gemütlicher Bursche und durchaus dazu prädestiniert, langsam gefahren zu werden. Er ist eine Konstruktion, die auf Grund der Elastizität der Maschine wenig geschaltet werden muß und als absolut nicht hochgezüchteter Tourenwagen angesprochen werden kann. Wenn man aber aufs Gaspedal steigt und Leistung verlangt, dann erhält man sie auch. Der verwendete 1,3-Liter-Flash-Motor ist eine ideale Maschine für den Mittelklassewagen und wird mit Leistungen von 45, 48 und 57 PS gebaut.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung