"Sozialbauten statt Luxusstadion“

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Es begann vor zwei Wochen in São Paulo mit kleinen Demonstrationen gegen die Erhöhung der Preise im öffentlichen Nahverkehr. Inzwischen haben sich die Kundgebungen in Brasilien zur größten Protestwelle des Landes seit 20 Jahren ausgewachsen. Längst geht es um viel mehr: "Brasilien hab acht, das Volk ist erwacht!“, skandierten die rund 50.000 Demonstranten am Dienstagabend, als sie von der Kathedrale der Stadt zum Sitz des Bürgermeisters marschierten. Am Montag waren in Rio 100.000 Menschen auf der Straße. Sie prangern die sozialen Missstände im Land und die hohen Kosten von elf Milliarden Euro für die Austragung der Fußball-WM 2014 an. "Das neue Luxusstadion für die WM nützt nichts, wir wollen Sozialbauten in den Armenvierteln“, sagt der 27-jährigeTiago Avila aus Brasilia. "Wir hassen die Regierung. Sie tut nichts für uns.“ In Anspielung auf den Arabischen Frühling rief ein Demonstrant: "Das ist der Anfang des Tropischen Frühlings!“ Auch in etwa 30 kleineren Städten fanden Demonstrationen statt.

Präsidentin Dilma Rousseff hatte Verständnis für die Proteste gezeigt: Brasilien sei binnen zehn Jahren zur siebtgrößten Volkswirtschaft der Welt aufgestiegen, weshalb die Bürger nun "mehr verlangen und ein Recht auf mehr haben.“ Brasilien treibt Ökonomen die Sorgenfalten auf die Stirn: Die Inflationsrate stieg bis Mai auf 6,5 Prozent, die Lebensmittelpreise gar um 13 Prozent. Nach einer langen Phase des Aufschwungs wächst in Brasilien die Unzufriedenheit über Korruption, Polizei und Verwaltung. (apa/ein)

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