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Mancher osteuropäische Bürger fühlt sich angesichts des 85 Milliarden-Kredits an Irland an das eigene Land erinnert. Denn zumindest Lettland, Ungarn und Rumänien haben schon im ersten Krisenjahr vom internationalen Währungsfonds Kredite angesucht. Wie geht es diesen Volkswirtschaften heute? Trotz wichtiger Unterschiede ist die Wirtschaftslage in Irland der in den drei Ländern Osteuropas in vielerlei Hinsicht ähnlich. Alle vier Länder hatten vor der Finanzkrise einen Immobilien- und Kreditboom erfahren. Noch 2008 drängten sich die Konsumenten in Bukarests Supermärkten, denn beim Kauf teurer Haushaltsgeräte konnten sie gleich einen Kreditvertrag abschließen - nur mit dem Personalausweis, wie der Werbespruch lockte. Für die begehrte Eigentumswohnung im Stadtzentrum bezahlten viele Rumänen gut 3000 Euro pro Quadratmeter. Jetzt kosten dieselben Wohnungen nur noch die Hälfte.

Obwohl die drei osteuropäischen Staaten noch nicht zur Eurozone gehören, haben die dortigen Regierungen nur wenig Spielraum für eine Abwertung der eigenen Währung, was in der Theorie die Staatsschulden reduzieren und die Exporte unterstützen könnte. In der Praxis ist aber eine solche Maßnahme so gut wie unmöglich, denn die Privathaushalte sitzen auf Schuldenbergen, die sie zum größten Teil in Euro aufgenommen haben und in derselben Währung zurückbezahlen. Eine Abwertung der Landeswährungen würde also massiven Verlusten bei der Rückzahlung von Krediten gleichkommen. Dies lässt den Osteuropäern, genau wie den Iren, nur einen Weg offen: drastisches Sparen.

Prototyp Ungarn

Ungarn war der erste EU-Staat, der sich schon 2008, zu Beginn der Finanzkrise, gezwungen sah, einen IWF-Kredit von 20 Milliarden Euro aufzunehmen. Die damalige sozialistische Regierung musste dafür die Mehrwertsteuer um fünf Prozent erhöhen, die Gehälter im öffentlichen Sektor einfrieren und einige Stellen kürzen.

Der Konsum sank, während die Arbeitslosigkeit in die Höhe schoss. Heute liegt die Zahl der Jobsuchenden über zehn Prozent. Die Unzufriedenheit der Bürger mit den IWF-Auflagen war so groß, dass die neue Regierung von Premier Viktor Orbán die Verhandlungen mit internationalen Experten platzen ließ. Seit dem Sommer kämpft Ungarn allein mit seinen Schulden. Auch die rumänische Regierung hat in diesem Jahr das größte Sparpaket seit der Wende auf den Weg gebracht, um einen 20-Milliarden-Euro-Kredit vom IWF und der EU zu erhalten. Die Beamten-Gehälter wurden um 25 Prozent gekürzt, knapp 100.000 Stellen gestrichen, Sozialleistungen ebenfalls um 25 Prozent gesenkt und die Mehrwertsteuer stieg von 19 auf 24 Prozent, was die ohnehin angeschlagene Kaufkraft der Bürger weiter senkte. Das Land steckt so in einem Teufelskreis von Sparen und Schrumpfen.

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