Starkbier, Weißwurst und Parteivorsitz

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"Hab'n Sie jetzt eigentlich das Büßerhemd schon ausgezogen, Frau Merkel? Oder tragen Sie das heute unter dem feschen Escada-Kampfanzug - quasi als Reizwäsche für den Herrn Stoiber?" Beim Starkbieranstich am vergangenen Mittwoch in München widmete der traditionelle Bußprediger Barnabas seine starken Sprüche vor allem CDU-Generalsekretärin Angela Merkel. Ein sicheres Indiz dafür, daß sie in der CDU-Hierachie jetzt ganz oben steht.

Angela Merkel hat es geschafft, daß auch die Bayern ihre Maß mit ihr stemmen. Edmund Stoiber reichte Merkel den zinnernen Humpen, in dem, wie einst dem Kurfürsten, dem Ministerpräsidenten der erste Schluck Starkbier kredenzt wurde. Ein Symbol das CDU und CSU enger vereint, als ein Dutzend Kommissionen fähig wären. Zu Weißwurst und Bier mit dem bislang als Merkel-Skeptiker bekannten Stoiber kommt die Freudennachricht, daß sich der Vorstand des einflußreichen CDU-Landesverbandes Nordrhein-Westfalen für Merkel als neue Parteichefin ausgesprochen hat: "Merkel kann mit Erfolg den Neuanfang in der CDU gestalten und nach außen verkörpern." Damit ist ihre Wahl zur Parteivorsitzenden am 10. April sicher.

Die frühere Umweltministerin trennte sich als erste von Helmut Kohl und antwortete auf dessen Sturheit in der Spendenaffäre mit einem entschiedenen Konfrontationskurs. Während ihre Kollegen in der CDU noch taktierten, präsentierte sich die Generalsekretärin als entschiedene Aufklärerin. Jetzt, wo sich das Bekenntnis zum Neuanfang durchgesetzt hat, ist Merkel daher die glaubwürdigste Vertreterin dieses Kurses.

Die Veränderung an der CDU-Spitze könnte nicht größer sein: Erstmals ist eine Frau Parteivorsitzende, erstmals soll die Partei von einer Vorsitzenden aus dem Osten geführt werden, dazu kommt ein deutlicher Generationswechsel. Kommentar des Bußpredigers: "Na dann, Prost!"

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