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Weihnachten ist eine große Geschichte. Geschichten brauchen ihre Symbolik, ihre Visualisierung. Schließlich nehmen wir die Welt (immer mehr) in Bildern wahr, die diese Wirklichkeit beinahe schon erschaffen. Das alte Weihnachten war die Erzählung von der "stillsten Zeit", dem Schnee und den Kerzen, den "brennenden Lichtlein", von der Krippe und dem Esel, von den Königen und Geheimnissen.

Das neue Weihnachten hat die Bilder "verrückt". Das Christkind ist im Abstieg, der Weihnachtsmann macht Karriere -es gibt keine eindeutige Kompetenzzuweisung an das Personal mehr, irgendwie ist ja auch der Nussknacker ins Spiel geraten. Rentier statt Esel. Aber bitte keine Stoffviecher für die Kinder, sie haben schon hundert. Krippen sind an die Wahrnehmungsperipherie gerückt, auf den Plätzen machen sich hingegen die meist mit unmotiviert ländlicher Dekoration versehenen Standeln breit, von denen aus die Duftschwaden undefinierbarer Substanzen, die als Glühweinmostpunsch verkauft werden, durch die Straßen ziehen. Was denn kaufen? Sportsachen für die Kids, viel Elektronik. Für die Erwachsenen Kochbücher, die niemals gelesen werden. Wachskerzen werden durch blinkende Kerzenlichter abgelöst, wegen der Brandgefahr und dem Feinstaub und weil es doch so praktisch ist. Außerdem ist das die Normalausführung der Christbäume, wie sie schon wochenlang an allen Ecken und Enden herumstehen; da hält sich der Überraschungseffekt am 24. in Grenzen. Ökologie spielt weniger Rolle bei dem durch die Explosion des Glitzerns, Leuchtens und Blinkens ausgelösten Stromverbrauch: kaum ein Balkon oder Gartenzaun ohne die Baumarktsonderangebotslichterketten. Da begegnen sie uns auch wieder in anderem Design, die Weihnachtsmänner und die Rudolphs.

Es ist die hellste Zeit im Jahr. Happy Xmas. Und was immer da eine Woche später rutschen mag.

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