
Taiwan-Konflikt: Australien rüstet auf
Pekings „Muskelspiel“ vor Taiwans Küste beunruhigt den Großteil der 26 Millionen Australier zutiefst. Politisch führte diese Angst bereits zu einer Aufrüstung in Milliardenhöhe. Gleichzeitig ist die chinesisch-australische Beziehung so gut wie seit Jahren nicht mehr. Über ein komplexes Verhältnis.
Pekings „Muskelspiel“ vor Taiwans Küste beunruhigt den Großteil der 26 Millionen Australier zutiefst. Politisch führte diese Angst bereits zu einer Aufrüstung in Milliardenhöhe. Gleichzeitig ist die chinesisch-australische Beziehung so gut wie seit Jahren nicht mehr. Über ein komplexes Verhältnis.
In Australien hört man genau hin, wenn sich Vertreter der Volksrepublik öffentlich äußern. Als Xiao Qian, der chinesische Botschafter in Australien, vergangenes Jahr vor dem Presseclub in Canberra eine Rede hielt, alarmierten seine Worte das ganze Land. In der Taiwan-Frage gebe es „keinen Raum für Kompromisse“, erklärte der Diplomat. China wolle Taiwan zurück in den „Schoß der Mutter“ holen, bei Bedarf sei man bereit, „alle erforderlichen Mittel einzusetzen“. Über die Absichten Chinas macht sich kaum jemand in Australien Illusionen. Die meisten Australier(innen) haben ihr Vertrauen in die Regierung in Peking inzwischen verloren, so das Ergebnis einer jährlichen Umfrage des in Sydney angesiedelten Thinktanks „Lowy Institute“.
Anfang 2022 fürchteten zudem viele Australier, dass China nicht nur für Taiwan, sondern für Australien selbst zur militärischen Bedrohung werden könnte. Auch wenn mittlerweile die wenigsten einen Angriff auf den Kontinent selbst fürchten, sind die Bedenken groß, in einen Konflikt zwischen China und Taiwan hineingezogen zu werden. Zwar betonte Verteidigungsminister Richard Marles unlängst, dass Australien sich „keineswegs“ dazu verpflichtet habe, die USA militärisch zu unterstützen, sollten diese in einen Konflikt zwischen China und Taiwan eingreifen wollen (im Mai 2022 war die langjährige “Coalition“ aus Liberal Party und National Party durch eine von der Australian Labour Party geführte Regierung abgelöst worden). Dennoch haben offene Handelsrouten nach wie vor Priorität für Australien. Letztere dürfte den Staat im Ernstfall militärisch verteidigen.
Chinesische Wurzeln
Insgesamt ist das Verhältnis zwischen dem sechstgrößten Staat der Erde und China komplex. China ist Australiens größter Handelspartner und die jüngste Volkszählung ergab, dass 1,4 Millionen australische Bürger chinesische Wurzeln haben. Insofern ist es nicht überraschend, dass Australien jahrelang eines der Länder war, dem der Spagat zwischen den USA und China bestens gelang. Doch vor rund sechs Jahren zeigten sich erste Risse im australisch-chinesischen Verhältnis, ausgelöst von „beunruhigenden Berichten über chinesischen Einfluss“ im Land, wie der damalige konsertaive Premier Malcolm Turnbull attestierte. Neue Gesetze sollten daraufhin politische Spenden und Spionage aus dem Ausland – sprich aus China – unter Kontrolle bekommen. 2018 schloss Australien dann als erstes Land die Telekom-Firma Huawei beim Aufbau seines 5G-Mobilfunknetzes aus.
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