Afghanistan - © Foto: Pixabay

Taliban: Verhandeln mit Bomben

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In ruhige afghanische Regionen wie Bamyan floss kaum internationales Geld, das ging viel eher an Problemprovinzen. Und daraus folgte: Probleme machen zahlt sich aus.

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In ruhige afghanische Regionen wie Bamyan floss kaum internationales Geld, das ging viel eher an Problemprovinzen. Und daraus folgte: Probleme machen zahlt sich aus.

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Niemals hatten die Taliban ganz Afghanistan kontrolliert. Und auch jetzt nicht. In zwei Regionen, Panjsir und Nuristan, formiert sich Widerstand. Aber nicht nur dort, sondern vor allem auch unter Frauen überall im Land: In Ghor etwa demonstrierten zuletzt hunderte Frauen mit Gewehren und Granatwerfern gegen die Taliban.

Den Weg bereitet haben Persönlichkeiten wie Habiba Sarabi, einst Gouverneurin der Provinz Bamyan. 2008 hatte sie die Gründung eines Nationalparks auf den Weg gebracht und arbeitete am Aufbau von Öko-Tourismus in der Region. Und sie wies damals schon auf ein Problem hin, an dem sich nie etwas ändern sollte: In ruhige Regionen wie Bamyan floss kaum internationales Geld, das ging viel eher an Problemprovinzen. Und daraus folgte: Probleme machen zahlt sich aus.

Im Ringen um Geld wurden Raketen und Bomben zum Argument. Nach dem Motto: Seht her, wir brauchen dies oder das, weil wir haben ein Taliban-Problem. Und das galt auch für Regionen, in denen es die Taliban kaum gab.

Dort aber, wo es die Taliban gab, war es der Luftkrieg der internationalen Allianz, der ihnen erst recht Zulauf bescherte. Ein Luftkrieg lässt sich nicht ohne zivile Opfer führen. Und jedes Bombardement wurde so zum Propagandasieg der Taliban. Vor allem aber verließ man sich bei Luftangriffen sehr oft auf lokale Informanten, womit man sich nicht selten zur Luftwaffe einer Dorfmiliz in einer internen Fehde machte.

Wie sehr sich die USA in Afghanistan verschätzt haben, zeigt nicht zuletzt die CIA selbst: Noch am 11. August hatte sie gewarnt, Kabul könne schon binnen 30 Tagen fallen. Dass die Taliban das Land da bereits über Verhandlungen mit der Waffe im Anschlag erledigt hatten, sah man nicht.

Loyalität gilt oft dem Bestbieter in Afghanistan. Beispiel Herat: Der Warlord und Gouverneur der Provinz, Ismail Khan, hatte hunderte Kämpfer gegen die Taliban mobilisiert, er selbst posierte an der Front. Und dann wechselte er die Seiten. Ende. Die ganze Provinz war damit Taliban-Land. Und so ging es weiter: Stadt um Stadt, Tal um Tal.

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