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Uberwindung ihres Hasses unterstutzen...

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Her tunesische Präsident Habib Bourguiba ist der einzige arabische Politiker, der in seinem Land nicht die Schleusen des anti-israelischen Hasses geöffnet hat. „AntiSozialist“ Bourguiba hat wiederholt die arabischen Führer zur Mäßigung gedrängt.In dieser Erklärung gibt er seine allgemeinen Absichten über den Frieden in der Welt wieder und fordert Verhandlungen als einzigen Weg zur Regelung von Streitigkeiten. (Bekanntlich lehnen die arabischen Staaten Verhandlungen mit Israel derzeit ab.)

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Her tunesische Präsident Habib Bourguiba ist der einzige arabische Politiker, der in seinem Land nicht die Schleusen des anti-israelischen Hasses geöffnet hat. „AntiSozialist“ Bourguiba hat wiederholt die arabischen Führer zur Mäßigung gedrängt.In dieser Erklärung gibt er seine allgemeinen Absichten über den Frieden in der Welt wieder und fordert Verhandlungen als einzigen Weg zur Regelung von Streitigkeiten. (Bekanntlich lehnen die arabischen Staaten Verhandlungen mit Israel derzeit ab.)

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„Die Welt wird immer noch durch offene oder versteckte Konflikte erschüttert, und es läßt sich heute nicht mit Sicherheit voraussehen, ob diese Konflikte beschränkt bleiben werden. Da die Entkolonisierung nacht überall bis zu Ende geführt worden ist, so sind einige Völker auch weiterhin von den anderen abhängig; ja, möglicherweise ist die Zahl jener Völker, die nur eine formelle Unabhängigkeit genießen, noch viel größer. Wenn auch eine Minderzahl oder manchmal auch die Mehrzahl der Elemente eines dieser Völker in der Abhängigkeit irgendeine materielle Bequemlichkeit oder einen Schutz gegen jedes Risiko erblickt, so spürt sie dadurch doch eine gewisse Erniedrigung. Dieses Gefühl der Niederlage ruft Haßgefühle hervor, die auf die erste günstige Gelegenheit warten, um sich in Aktion zu verwandeln, wodurch aber der Friede gefährdet wird. Völker, die keine echte Unabhängigkeit genießen, werden sich zu guter Letzt erheben müssen, was man ihnen keineswegs verübeln kann. Wenn aber ein Volk versucht, sich von fremder Vormundschaft zu befreien, so stößt es stets auf einen sehr zähen Widerstand. Der Kampf um Unabhängigkeit verfolgt das Ziel, diesen Widerstand zu brechen beziehungsweise zu besiegen. Es sei in diesem Zusammenhang auch noch auf die Tatsache hingewiesen, daß ' gewisse Großmächte ihre Kraft unter verschiedensten Vorwänden zur Anwendung bringen; der jüngste dieser Vorwände lautet: Verteidigung des Sozialismus. Die erwähnten Größmächte schrecken selbst vor einer solchen Übertretung wie der Einmischung in die inneren Angelegenheiten anderer Länder nicht zurück, doch dies trägt gewiß nicht zur Herstellung des internationalen Vertrauens bei, ohne das es keinen Frieden geben kann. Häufig niimrnit diese Einmischung die Form ein r militärischen Aggression an. Die Einigkeit der Völker und die Weitsicht ihrer Führer müssen zu Mitteln werden, die den kleinen Völkern die Möglichkeit bieten,aus eigenen Kräften jede fremde Einmischung erfolgreich abzuweisen und die eigene Unabhängigkeit zu erhalten. Dies wird so lange erforderlich sein, bis das internationale Bewußtsein entsprechend gestärkt und die UNO, durch welche dieses Bewußtsein sich zu manifestieren pflegt, zu seinem Träger geworden ist. Zur Erhaltung des Friedens und der Unabhängigkeit der Völker ist vor allem folgendes erforderlich:

• Erstens, die noch immer abhängigen Länder müssen die Unabhängigkeit und Souveränität erhalten;

• zweitens, die bestehenden Konflikte sind durch Verhandlungen beizulegen, die auch die Möglichkeit von Kompromissen voraussetzen;

• drittens, Verhandlungen als das einzig mögliche Mittel zur Regelung der zwischen den Natlionien beistehenden Streitfragen sollen vergesetzlicht werden;

• viertens, die Einmischung in die inneren Angelegenheiten anderer Staaten ist zu ächten und, falls sie trotzdem von jemandem versucht würden, mit Sanktionen zu bestrafen;

• fünftens, die schwachen Länder sind bei der Überwindung ihres Hasses zu unterstützen, und zwar durch Gewährung einer Hilfe, die konsequenter und weniger als bisher von Einzelinteressen abhängig wäre — einer Hilfe, die, gut ausgenutzt und mit persönlichen Anstrengungen vereinigt, den schwachen Ländern ermöglichen soll, aus der Rückständigkeit herauszukommen;

• sechstens, die UNO ist zu verstärken und somit in die Lage zu bringen, die Respektierung der von ihr getroffenen Entscheidungen durchzusetzen.“

Deutsch-israelische Atombombe?

Nichts vernimmt man derzeit von der israelischen „Kriegsflotte“: es gibt sie — wenn auch die meisten Einheiten der israelischen Flotte Handelsund Passagierschiffe sind, die leicht zu Kriegszwecken umfunktioniert werden können. Um so mehr munkelt man dagegen immer wieder von der israelischen Atommacht. Die amerikanische Radiogesellschaft National Broadcasting Corporation hat kürzlich gemeldet, daß sich Israel auf dem Weg zur Atommacht befinde — und Israel hat natürlich prompt dementiert. Da Israel jedoch bestätigt, das „Wissen“ zu haben, eine Atombombe in seinem der friedlichen Forschung dienenden Atomreaktor in Dimona herzustellen, und da die amerikanische Atomenergiekommission zu gleicher Zeit erklärt, man könnte gegenwärtig Atombomben von genügender Zuverlässigkeit auch ohne Tests erzeugen, ist durch die Nichtfeststellung israelischer Tests die Nichtexistenz einer israelischen Atombombe nichts weniger als erwiesen.

Es kann in diesem Zusammenhang daran erinnert werden, daß die „Washington Post“ schon i960 von den „Chancen“ Israels berichtete, Mitglied des Atombombenklubs zu werden. Gamal Abd el Nasser hat 1964 auf die Mitarbeit bundesdeutscher Techniker bei israelischen Arbeiten an der Atombombe hingewiesen: Es war dies zur gleichen Zeit, als die Unterstützung Israels mit bundesdeutschen Waffenlieferungen Schlagzeilen machte. Die „Atomachse Bonn—Israel“ — die natürlich auch im Interesse der Bundesrepublik läge, die auf ihrem Territorium keinerlei Möglichkeiten hat, an einer Atombombe zu arbeiten — gehört auch zum Vokabularium der Verteufelung, das die Sowjets für die Bundesrepublik Deutschland wie für Israel zugleich zur Disposition heben: Laut der Moskauer Armeezeitung „Krassnaja Swjesda“ arbeiten 50 bundesdeutsche Wissenschaftler und 400 Bundeswehroffiziere an der Entwicklung der „deutsch-israelischen“ Atombombe einträchtig mit.

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