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Ukraine-Konflikt: Prekäre Positionen in Deutschland

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Putins Provokationen sind eine Bewährungsprobe für Olaf Scholz. Warum er so lange an „Nord Stream 2“ festhielt und wie er es mit der Russlandliebe von Altkanzler Schröder hält.

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Putins Provokationen sind eine Bewährungsprobe für Olaf Scholz. Warum er so lange an „Nord Stream 2“ festhielt und wie er es mit der Russlandliebe von Altkanzler Schröder hält.

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Olaf Scholz dürfte heilfroh sein, dass er nur deutscher Kanzler ist. Wäre er auch noch Vorsitzender der eigenen Partei, sprich der Sozialdemokraten, dann müsste er sich vermutlich noch mehr rechtfertigen – vor der eigenen Basis, auf dem internationalen Bankett, innerhalb der EU.

Denn die Positionierung einiger SPD-Genoss(inn)en im Ukraine-Konflikt sorgt bei vielen für Erstaunen. Gelinde gesagt. Ganz oben auf der Namensliste der Abtrünnigen steht jener von Scholz‘ Vorvorgängers: Gerhard Schröder. Während Olaf Scholz, der noch keine drei Monate im Amt ist, vor der Herausforderung steht, sich als einer der wichtigsten Fürsprecher für westliche Werte zu etablieren, macht sein Parteifreund keinen Hehl daraus, auf wessen Seite er steht: Der 77-jährige Altkanzler (1998 bis 2005) hält an seiner Freundschaft zu Wladimir Putin fest.

So treffen sich die beiden Männer seit 20 Jahren regelmäßig privat, laden sich zu Geburtstags- oder Weihnachtsfesten ein. In Richtung Ukraine giftete Schröder bereits Anfang des Jahres via Podcast "Die Agenda": „Ich hoffe sehr, dass man endlich das Säbelrasseln einstellt.“

Gerhard Schröders Stellung innerhalb der SPD ist nicht erst seit den jüngsten Eskapaden umstritten. Ob seiner Sozialreformen gilt er längst als „Fremdkörper, Störfaktor, Fluch“ der Partei, wie es in einem Spiegel-Kommentar zuspitzt heißt. Schröders Russlandliebe wird in dem Hamburger Nachrichtenmagazin als „regelrechte Gefahr“ für Deutschland beschrieben. Inwiefern es Schröder tatsächlich um wahre Liebe oder Freundschaft geht, sei dahingestellt.

Der Hannoveraner, der sich gegenwärtig von einer Coronaerkrankung erholt, dürfte vor allem an seiner Stellung als Vorsitzender der Nord Stream AG und Präsident des Verwaltungsrats bei der Nord Stream 2 AG Gefallen gefunden haben. Indes hat ihn Wladimir Putin für den Gazprom-Aufsichtsrat nominiert. Auch angesichts eines Krieges scheint Merkels Vorgänger vor allem auf seine eigenen (Macht)-Interessen fokussiert zu sein.

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