"Unsere Regierung hat Ebola nicht unter Kontrolle"

Werbung
Werbung
Werbung

DIE FURCHE: Glauben Sie,der Ebola-Ausbruch könnte in Liberia womöglich auch zu einer Beeinträchtigung des Friedensprozesses führen?

Leymah Gbowee: In Guinea, Sierra Leone und Liberia zeigt sich, wie wenig die jeweiligen Regierungen in den Gesundheitssektor investiert haben. Außerdem werden Ressourcen ungleich verteilt. Bewohner der Gegend Rock Hill in Monrovia wundern sich, warum sie im Gegensatz zu anderen Regionen keine Hilfe bekommen. Immer wieder kommt es zu Konflikten, die im Zusammenhang mit der Ebola-Epidemie stehen. Aber der eigentliche Grund für solche Konflikte ist oft, dass Grundbedürfnisse nicht gestillt sind. Kritiker werfen der Regierung ihr unstetiges Vorgehen vor und bringen damit das gesamte politische System ins Wanken. DIE

FURCHE: Was sollte die internationale Gemeinschaft tun, um den von Ebola betroffenen Staaten zu helfen?

Gbowee: Wir brauchen medizinische Versorgungsgüter, Professionelle aus dem Gesundheitsbereich und Unterstützung für Organisationen, die vor Ort das nötige Wissen verbreiten, damit Übertragungen vorgebeugt werden kann. Die internationale Gemeinschaft sollte genau überwachen, wie ihr Geld eingesetzt wird. Sie sollten weiterhin Organisationen wie die WHO ausstatten, die die Möglichkeit haben, den Ebola-Ausbruch zu beenden. Unsere nationalen Regierungen haben gezeigt, dass sie den Ausbruch weder verhindern noch kontrollieren können.

DIE FURCHE: Was sind Ihre Erwartungen für die Zukunft der afrikanischen Frauen?

Gbowee: Meine Erwartung ist, dass Frauen -nicht nur als Anhängsel - in die Gestaltung und Umsetzung von jedem Prozess, der ihr Leben betrifft, involviert werden. Der Schutz von Mädchen und Frauen wird an oberster Stelle stehen und ich erwarte mir, dass die spezifischen Fähigkeiten von Frauen erkannt und genützt werden. Die Situation von Frauen in Westafrika kann auf zwei Ebenen beschrieben werden: Auf lokaler Ebene sind Frauen die sichtbaren Vermittler für Veränderung und Frieden, durch ihre Arbeit auf den Märkten bilden sie auch den Grundstock der lokalen Wirtschaft. Ihre Sichtbarkeit auf lokaler Ebene hat sich aber noch nicht auf internationale Führungsrollen übertragen. Frauen in Westafrika bemühen sich weiterhin um Repräsentation auf nationaler Ebene und die Teilhabe an bedeutenden Entscheidungsprozessen.

DIE FURCHE: Fühlen Sie sich durch die internationale Gemeinschaft ausreichend unterstützt?

Gbowee: Ich finde, dass mehr getan werden könnte, nicht nur für meine Arbeit, sodern die von Aktivistinnen weltweit. Eines meiner Ziele ist es, die Wirksamkeit von Friedensbildungs-Programmen von Frauen aufzuzeigen.

DIE FURCHE: Sie haben zwei Bücher über ihr Leben und ihren Aktivismus für Freiheit und Gerechtigkeit geschrieben. Was sind dahingehend ihre Erwartungen für Frauen in Afrika?

Gbowee: Frauen auf dem ganzen Kontinent arbeiten für den Frieden und treiben Menschenrechte und Gerechtigkeit voran. Feminismus ist pulsierend in Afrika. (tan)

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung