Jorgensen - © Foto: Getty Images / SOPA Images / LightRocket / Paul Hennessy

US-Wahlen: Die Kleinen, die entscheiden

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Nicht nur Joe Biden und Donald Trump bewerben sich um die Präsidentschaft. Auch die Libertären und die Grünen mischen mit ihren Kandidaten im US-Wahlkampf mit. Porträt von Grüppchen, die im Schatten stehen, aber durchaus Großes bewegen.

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Nicht nur Joe Biden und Donald Trump bewerben sich um die Präsidentschaft. Auch die Libertären und die Grünen mischen mit ihren Kandidaten im US-Wahlkampf mit. Porträt von Grüppchen, die im Schatten stehen, aber durchaus Großes bewegen.

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Die US-Wahl, ein Rennen zwischen Demokraten und Republikanern? Es ist mitnichten nur das. Denn es sind nicht nur Donald Trump und Joe Biden, die um den Chefposten im Weißen Haus rittern. Die anderen heißen Jo Jorgensen und Howie Hawkins. Nicht, dass sie eine reale Chance hätten. Aber sie bereiten den großen Spielern in diesem Rennen der Schwergewichte durchaus Kopfzerbrechen: Jo Jorgensen, 63 Jahre alt, Kandidatin der Libertären Partei, Howie Hawkins, 67 Jahre alt, Mitgründer der Grünen, deren Kandidat für das Weiße Haus und in diesem Bemühen mitgetragen und unterstützt von der Sozialistischen Partei der USA, der Partei Solidarität, der Sozialistischen Alternative und der Marijuana-Partei. Hawkins tritt vermutlich in nur 29 der 50 Bundesstaaten regulär an. Dennoch spulen beide ein volles Programm ab: Fundraising, Merchandising (Kaffeehäferl, Kappen, T-Shirts, Mund-Nasen-Schutz im Kandidaten- Design), Kampagne, Wahltross, Reden, Interviews. Wahlkampf eben. Jo Jorgensen geht hart ins Gericht mit ihren Gegnern und Vorgängern.

Selbstsicherheit ist dabei Programm: „Meine wird die erste Präsidentschaft sein, die die herrische, aufdringliche Bundesregierung schrumpfen lässt und den Staaten und Bürgern die Macht zurückgibt“, so die Kandidatin gegenüber der FURCHE. Die Libertäre, die für eine Total-Minimalisierung des Staates und eine puristische Amts- führung der Regierung als „Wächter über die Freiheiten der Bürger“ steht, nennt Trump wie Obama, die Republikaner wie die Demokraten, Versprechensbrecher. Denn sie hätten eine Senkung der Aus- gaben versprochen, aber eine Erhöhung der Ausgaben gelebt.

Zünglein an der Waage

Große Worte ohne Bedeutung aus dem Off inmitten einer historischen Wahlschlacht? Keinesfalls. Sowohl die Libertäre Partei als auch die Grünen können den Kandidaten der Großparteien entscheidende Stimmen kosten. Al Gore jedenfalls wäre im Jahr 2000 Präsident geworden, hätten ihm die Grünen nicht Stimmen und damit Wahlmänner gekostet, so der USA-Experte Reinhard Heinisch. Dabei ist aber ja schon der Begriff Partei missverständlich. Denn Parteien im europäischen Sinn des Wortes sind Demokraten und Republikaner nicht. Heinisch nennt sie viel eher „Vereinigungen, die das Ziel haben, Kandidaten in Positionen zu bringen.“ Aber das eigentlich Essenzielle an der
US-Wahl ist das Mehrheitswahlrecht. „Es gibt ein Gesetz in der Politikwissenschaft“, so Heinisch, „dass ein Mehrheitswahlrecht ein Zwei-Parteien-System bedingt.“ Das Wahlrecht mache dritten Parteien das Leben „sehr schwer“, so Heinisch. Und das hat wiederum eine Folge, wie er sagt: „In den USA ist es immer besser, in einer bestehenden Partei zu lobbyieren, als eine Partei zu gründen.“

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