Maduro - © Foto: APA / AFP / Yuri Cortez

Venezuela und Corona: Goldener Impfreichtum

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Venezuelas Regierung streitet mit der Opposition um die Rechte auf einen Milliardenschatz in Gold. Nun kommen die beiden Seiten einander näher. Mögliches Ende einer kuriosen Affäre.

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Venezuelas Regierung streitet mit der Opposition um die Rechte auf einen Milliardenschatz in Gold. Nun kommen die beiden Seiten einander näher. Mögliches Ende einer kuriosen Affäre.

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Die Corona-Pandemie hat die ohnehin katastrophale Versorgungslage Venezuelas weiter verschärft. Bis 14. Februar verzeichnete Venezuela nach Zahlen der Johns Hopkins University 132.743 Corona-Infektionen, 1273 Menschen starben bisher an den Folgen einer Covid-19-Erkrankung. Das Land gehört damit zu den am wenigsten von der Pandemie betroffenen Ländern des Kontinents. Beobachter gehen jedoch von einer hohen Dunkelziffer an Infektionsfällen aus. Seit Jahren steckt Venezuela in einer tiefen Wirtschafts- und Versorgungskrise. Mehrere Millionen Venezolaner haben das Land verlassen. Die Ölförderung ist nach jahrelanger Misswirtschaft, Korruption und fehlenden Investitionen eingebrochen; hinzu kommen Sanktionen der USA.

Es kommt zu Stromabschaltungen; oft fehlen Wasser, Lebensmittel oder Medikamente. Es gibt allerdings eine Hoffnung: der in London lagernde Staatsschatz Venezuelas. 31 Tonnen Gold im Wert von knapp zwei Milliarden Dollar. Die Frage ist nur: Wem gehört das Vermögen? Der venezolanischen Regierung unter Nicolás Maduro? Oder der Opposition, die von vielen westlichen Regierungen anerkannt ist? Im Ringen um den Reichtum gab es bisher keinen Sieger, und die Gerichte hatten ihre liebe Not, zu entscheiden, wen sie als Inhaber anerkennen sollten.

Gold gegen Corona

Doch nun scheint es einen Sieger zu geben: das venezolanische Volk. Die von Juan Guaidó angeführte venezolanische Opposition würde akzeptieren, dass die Regierung Maduro die im Vereinigten Königreich lagernden Goldreserven ausschließlich für den Erwerb von Impfstoffen gegen Sars-CoV-2 verwendet. Das sagte der von Guaidó zum Präsidentschaftskommissar für Außenbeziehungen ernannte Julio Borges: „Wenn das Geld für die Impfung von Venezolanern verwendet wird, begrüßen wir es. Jetzt müssen wir sicherstellen, dass die Venezolaner geimpft werden und es nicht in Maduros Taschen landet.“ Die Kehrtwende der Opposition kommt unverhofft; gänzlich überraschend kommt sie nicht.

Schon im Oktober hatte Venezuelas Zentralbank in dem Rechtsstreit um die Herausgabe der venezolanischen Goldreserven einen Teilerfolg erzielt. Ein Berufungsgericht in London hob damals ein früheres Urteil des Obersten Gerichtshofs auf, das der Opposition in Venezuela die Kontrolle über die in den Tresoren der Bank of England lagernden fast einunddreißig Tonnen Gold der venezolanischen Zentralbank im Wert von fast zwei Milliarden US-Dollar zusprach. Stattdessen ordneten die Richter eine detaillierte Untersuchung der diplomatischen Beziehungen zwischen dem Vereinigten Königreich und Venezuela an. Zu klären sei, wen London als legitimen Präsidenten des südamerikanischen Landes anerkennt. Das Gericht folgte der Argumentation der venezolanischen Zentralbank, die diplomatischen Beziehungen zur amtierenden Regierung Maduro seien de facto nicht abgebrochen und die Botschaften weiter besetzt.

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