
Venezuelas Goldreserven in der "Bank of England": Kein Staatsgeld für Maduro
Nach einem Gerichtsbeschluss verweigert die „Bank of England“ die Herausgabe der venezolanischen Goldreserven im Wert von rund 890 Millionen Euro. Ein Erfolg für den Oppositionsführer und selbsternannten Interimspräsidenten Juan Guaidó.
Nach einem Gerichtsbeschluss verweigert die „Bank of England“ die Herausgabe der venezolanischen Goldreserven im Wert von rund 890 Millionen Euro. Ein Erfolg für den Oppositionsführer und selbsternannten Interimspräsidenten Juan Guaidó.
Einunddreißig Tonnen Gold der venezolanischen Zentralbank im Wert von zwei Milliarden US-Dollar liegen in den Tresoren der Bank of England. Insgesamt lagern ein Fünftel der weltweiten Gold-Reserven in dem nach der New Yorker Federal Reserve zweitgrößten Goldspeicher der Welt. In der mehr als 320-jährigen Geschichte der Londoner Bank wurde noch nie ein Goldbarren aus ihren Einrichtungen gestohlen. Dass, um ein Goldvermögen zu verlieren, nicht zwingend in eine Bank eingebrochen werden muss, diese Erfahrung macht in diesen Tagen Venezuelas Regierung.
Ende vergangener Woche scheiterte die Regierung Nicolás Maduro mit einer Klage auf Herausgabe von knapp der Hälfte des Goldes vor dem High Court in London. Das Gericht urteilte, dass Großbritannien nicht Maduro, sondern den Oppositionspolitiker Juan Guaidó als Präsidenten anerkenne. Die Bank of England wird Caracas also das Gold nicht aushändigen.
Venezuelas Notenbank: „Akt der Piraterie“
Seit anderthalb Jahren herrscht ein erbitterter Machtkampf in Venezuela. Im Jänner vergangenen Jahres proklamierte sich Parlamentspräsident Guaidó, ein junger, bis dahin weitgehend unbekannter Oppositionspolitiker, zum Übergangsstaatschef. Mehr als fünfzig, vor allem westliche Staaten, darunter zahlreiche europäische Länder, haben Guaidó bisher anerkannt. Die Institutionen in Venezuela selbst kontrolliert allerdings weiterhin die Regierung Maduro, die ihrerseits von Ländern wie China, Russland, Kuba oder dem Iran unterstützt wird.
Guaidó wiederum ist nach mehreren erfolglosen Umsturzversuchen gegen Maduro auch im eigenen Lager angezählt. Der Londoner Gerichtsentscheid könnte ihm neue Luft verschaffen. Venezuelas Notenbank dagegen kritisierte das Urteil als „absurd und ungewöhnlich“. Es stelle einen „Akt der Piraterie“ dar, der inmitten der Corona-Pandemie „das Recht des venezolanischen Volkes auf Gesundheit und Leben verletzt“. Venezuelas Regierung sprach von „Goldraub“ und kündigte Berufung an.
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