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Über Michael Köhlmeiers Ausrutscher könnte man mit Schweigen hinweggehen, wenn er nicht so typisch wäre für die verquere Selbsteinschätzung eines nicht unbeträchtlichen Teils der österreichischen Intelligenzija.

Da wäre erstens die Spiegelung von Linksund Rechtspopulismus, in der Argumentationsweise wie in der Moralitätszuschreibung. Was antworten wir fragenden Opfern? Man will dem, der fragt, ja nur in die Augen sehen können. Als Aufrechter. In der dräuenden Diktatur. Gegen Unmenschlichkeit. Praktikable Alternative (etwa zu einer Grenzschließung) ist unnötig. Die anderen sagen halt: die "anständigen Menschen" im Lande vertreten; "Sorgen ernst nehmen".

Zweitens stolpert man über die Verquickung höchster Wertansprüche mit Kleingeistigkeit. Da bemüht man das europäische Erbe, um die parteipolitischen Münzen auszuzählen. Tiefste Besorgnis und superiore Reflexivität werden suggeriert, um eine ganz und gar nichtselbstreflexive Wirklichkeitsverzerrung zu unterfüttern. Die einen Aussagen hält man für unselig, die gegenteiligen glaubt man einfach nicht. Diese geheimnisvolle Gabe der Unterscheidung vereinfacht die Wirklichkeit. Die anderen machen es ähnlich: alles Heuchler, diese Politiker, Künstler, Bosse. Jedem seine Sündenböcke.

Drittens hatten wir es offenbar mit einem Saal von Menschen zu tun, die sich vermutlich der "besseren Gesellschaft" zurechnen wollen, aber applaudierend jenes kollektiv-moralische Wir-und Wohlgefühl heraushängen lassen, welches sich -bei den anderen -ganz ähnlich in einschlägigen Bierzelten finden lässt. So kann man die (zweifelsohne existierenden) "Sümpfe"(in verschiedenen Lagern) nicht bekämpfen.

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