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Vertrag gegen den Fundamentalismus

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Friedensvertrag zwischen Israel und Jordanien: Bill Clinton war wieder einmal dabei.

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Friedensvertrag zwischen Israel und Jordanien: Bill Clinton war wieder einmal dabei.

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Ohne das liebe Geld, und zwar in horrenden Summen, kann das kunstvoll und mit Schweiß aufgebaute Gebäude nicht bestehen. Zwar werden die Investitionen und Anleihen beileibe nicht nur aus den USA kommen, sondern auch aus Europa und Japan. Aber ohne die Initiative und monetäre Initial-Zündung Washingtons läuft ohnehin nichts. Positiv ist zu werten, daß die Palästinenser, Jordanier und Israelis ihre wichtigen Verträge eigentlich ohne die USA, nur in direkten Gesprächen miteinander, erarbeiten konnten.

Der am Mittwoch in der Aravah-Senke bei Eilat im Umfeld eines Medienspektakels ersten Ranges unterzeich nete Friedens vertrag zwischen Israel und Jordanien hat 30 unmißverständliche, militärisch-prägnante Paragraphen. Grenzziehung und Wasserressourcen waren die beiden schwierigsten Punkte, über die erst ein klärendes Gespräch zwischen König Hussein, Premier Rabin und Außenminister Peres entscheiden konnte. Seit 1923 bilden der Jordan und südlich des Toten Meeres die Mitte der Aravah-Senke bis Eilat die Staatsgrenze. Im Laufe der Jahrzehnte änderten Regenfälle, Sturzfluten, Wildbäche und oft auch menschliche Hand den Lauf des Jordan und mehr noch das bis zu 300 Meter breite ausgetrocknete Wadi der Aravah-Senke. Nun wurden klare Verhältnisse geschaffen, was wem gehört.

Beide Staaten leiden unter chronischem Wassermangel, wobei Israel den geographischen Vorteil besitzt, daß fast alle Regenfälle von den jordanischen Bergen in den See Genesaret und in den Jordan abfließen. Laut Vertrag wird Israel eine nicht unbedeutende Menge von Wasser an Jordanien abführen.

Andere Paragraphen befassen sich mit Kultur und wissenschaftlichem Austausch, mit Verbrechens- und Drogenbekämpfung, den Grenzübergängen, Tourismus und gemeinsamen Projekten zwischen Akaba und Eilat.

Im Gegensatz zum Abkommen mit den Palästinensern genießt der Vertrag mit Jordanien allgemeine Zustimmung, obwohl es für die größte Oppositionspartei, den Li- kud, galt, von der seit 50 Jahren genährten Vorstellung vom transjordanischen „Vaterland“ Abschied zu nehmen.

Eine äußerst wichtige Frage - Jerusalem - ist angesprochen, aber nur vage behandelt. „Israel nimmt die besondere Aufgabe des haschemiti schen Jordanien zur Kenntnis, was den Moslems heilige Plätze Jerusalems betrifft.“ Hier ist bereits politischer Zündstoff für ein Duell mit harten Bandagen zwischen Arafat und Hussein enthalten.

Indessen geht der blutige und grausame Alltag in Israel und Jordanien weiter. Die schwere Wirtschaftskrise Jordaniens, eine hohe Arbeitslosenrate sind fruchtbarer Nähr boden für den Fundamentalismus. Jordanien hofft jetzt auf Investitionen, Gründung neuer Industrien, einen blühenden Tourismus sowie eine moderne Landwirtschaft. Der Friede mit Israel kann all das bringen, sofern es Jordanien und Israel gelingt, die fundamentalistische Geisel, die den Frieden und das Leben der Bürger bedroht, rechtzeitig in die Schranken zu weisen.

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