Von Raketentests und Friedensangeboten

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Nach dem Test einer Interkontinentalrakete durch Nordkorea überschlagen sich erneut die Drohungen gegen den stalinistisch geführten Staat. Die Forderung nach weiteren Sanktionen wird laut. Während US-Präsident Donald Trump seine Geduld für am Ende erklärt, warnt China vor katastrophalen Folgen, wenn es nicht gelinge, die Spannungen abzubauen. Den Weg der Deeskalation scheint auch die neue südkoreanische Regierung zu gehen - und das auf klar diplomatische Art und Weise. Bereits seit Mai bekleidet Moon Jae-in, ein früherer Menschenrechtsanwalt und Stabschef unter Präsident Roh Moohyun, das Amt des südkoreanischen Regierungschefs. Konträr zur politischen Linie seiner Vorgänger, setzt er auf eine Annäherung zwischen Nord und Süd. Sein Ziel: Der Abschluss eines Friedensvertrags, den die vorangegangenen, konservativen Regierungen noch rigoros ablehnten. Laut Moon, dem Sohn eines nordkoreanischen Flüchtlings, werde man Zugeständnisse anbieten, falls das Nachbarland sein Atomprogramm einfriere. Lange Zeit hatte Nordkorea angekündigt, ebendieses aufzugeben, falls es zu einem Friedensvertrag mit den USA käme. Ob diese Haltung noch Bestand hat, ist inzwischen jedoch unklar. Ebenso fraglich ist, ob die Regierung in Washington Interesse an einem solchen Abkommen hat. Wie wichtig die Diplomatie ist, zeigt sich auch in Moons Personalentscheidungen. Entgegen der südkoreanischen Tradition besetzte er das Amt des nationalen Sicherheitsberaters nicht mit einem Militärvertreter, sondern vergab dieses an Chung Euiyong - ein ehemaliger Diplomat und Abgeordneter. Das einzige Ziel von Sanktionen muss laut ihm Nordkoreas Rückkehr an den Verhandlungstisch sein. Ein gewalttätiger Konflikt soll vermieden und der Gefahr eines Krieges entgegengewirkt werden. Ob Präsident Moon Jae-ins Taktik erfolgreich sein wird, bleibt abzuwarten, ein erster Schritt in Richtung Friede könnte aber bereits diese Woche gegangen werden. Noch wartet das südkoreanische Ministerium auf eine Antwort Pjöngjangs, aber es ist ein Treffen zwischen Militärvertretern beider Länder geplant. Falls es zustande kommt, wären dies die ersten Gespräche seit drei Jahren. Als Ziel strebt Seoul die Einstellung aller feindseligen Handlungen entlang der militärischen Demarkationslinie an - ein dringlicher erster Schritt in Richtung der Versöhnung zwischen Süd- und Nordseite der Halbinsel und damit zweier Staaten, die sich faktisch seit mehreren Jahrzehnten im Kriegszustand befinden.

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