Weit mehr als Kunde, Produkt und Kaufkraft

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Die Wirtschaft ist auf eine gute Kooperation aller an der Entwicklungszusammenarbeit beteiligten Institutionen angewiesen.

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Die Wirtschaft ist auf eine gute Kooperation aller an der Entwicklungszusammenarbeit beteiligten Institutionen angewiesen.

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Der Wirtschaft ist es durchaus bewußt, daß das Problem der Entwicklungsländer nach wie vor ungelöst ist. Daher sind die reichen Länder der Erde gefordert, zum gegenseitigen Nutzen ideelle und materielle Unterstützung zu geben. Wirtschaftliche Ungleichgewichte dürfen nicht zu einem Überheblichkeitsdenken führen, sondern gehören im Interesse aller gelöst.

Die Wirtschaftskammer Österreich hat die Unterstützung der Entwicklungsländer schon vor Jahren in ihr Grundsatzprogramm aufgenommen. Darüber hinaus ist es das Interesse inländischer Unternehmer neue Märkte zu erschließen. Für einen Markt ist nicht nur ein Kunde, ein Produkt und eine gewisse Kaufkraft, sondern weit mehr erforderlich. Und genau hier liegt der Knackpunkt, nicht nur für die österreichische, sondern auch für die internationale Entwicklungspolitik. Ein neuer Markt wird nicht durch eine Blitzaktion geschaffen. Die Entwicklung neuer Märkte erfordert einen umfassenden, kontinuierlichen und nachhaltigen Ansatz: von der Ausbildung der Bevölkerung, über das Rechts- und Justizsystem, zu einer effizienten und nicht korrupten Bürokratie, einem angemessenen Gesundheitssystem, einer effizienten Infrastruktur und letztendlich einem vor staatlicher Willkür sicheren Unternehmertum.

Bis vor kurzem wurde Entwicklungspolitik gemacht, indem einzelne Sektoren, etwa die Landwirtschaft, das Gesundheitswesen oder die Infrastruktur schwerpunktmäßig gefördert wurden. Doch mit Beginn des Jahres 1999 hat die Weltbank ein neues Programm initiiert, das "Comprehensive Development Framework". Der Sinn dieses Programms ist es, daß alle Institutionen eines Geberlandes, die entwicklungspolitisch aktiv sind, ihre Aktivitäten in den Entwicklungsländern aufeinander abstimmen. Das bezieht sich auf staatliche Stellen genauso wie auf Wirtschaftsinstitutionen und auf Nicht-Regierungsorganisationen. Um eine solche Zusammenarbeit zu gewährleisten, ist es notwendig, daß alle Partner mit einer optimalen Transparenz - sei es bei Projektentwicklungen oder bei Projektausschreibungen - tätig werden. Um so mehr wurde es begrüßt, daß die Sektion Entwicklungszusammenarbeit im Außenministerium mit Beginn dieses Jahres neue Richtlinien erließ, welche die Vergabegrundlagen für Projekte des Außenministeriums bilden.

Auch das vom Außenministerium geschaffene Pilotprojekt "Private Wirtschaftspartnerschaften mit Entwicklungsländern" hat nicht nur ein starkes Medienecho, sondern auch ein großes Firmenecho bewirkt. Dieses Projekt unterstützt Investitionsvorhaben österreichischer Unternehmen in Entwicklungsländern finanziell. Jede dieser Initiative macht die österreichische Wirtschaft verstärkt auf die Geschäftsmöglichkeiten mit Entwicklungsländern aufmerksam.

Um mehr und mehr österreichische Unternehmen auf die Geschäftsmöglichkeiten bei Projekten, die von den internationalen Entwicklungsbanken finanziert werden, hinzuweisen, werden auch einschlägige Veranstaltungen - Firmenreisen an den Sitz der Entwicklungsbanken oder auch Veranstaltungen in Österreich - organisiert. Auf diese Weise ist es gelungen, immer mehr Unternehmen, die bisher im Bereich der Entwicklungszusammenarbeit nicht tätig waren, auf neue Geschäftschancen hinzuweisen.

Um Marktstrategien richtig einsetzen zu können, müssen die Unternehmen die jeweiligen Entwicklungsländer nach dem wirtschaftlichen Entwicklungsstand differenziert betrachten. Je besser hier die Kooperation zwischen den sich mit Entwicklungspolitik befassenden österreichischen Stellen und Institutionen funktioniert, desto besser können österreichische Unternehmen auch in den Entwicklungsländern einen für alle Beteiligte positiven Beitrag zur österreichischen Entwicklungspolitik mit optimalem Nutzen für die Entwicklungsländer leisten.

Der Autor ist Leiter der Gruppe "Projekte" der Wirtschaftskammer Österreich.

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