Greta Thunberg - © Foto: APA / AFP / Johannes Eisele

Wer über das Klima reden darf

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Greta Thunberg hat mit ihrer Rede eine heftige Debatte über die Art entfacht, wie man über den Klimawandel und die Verhinderung der Erderwärmung reden darf und soll. Und was Kinder dabei mitzureden haben. Hier noch ein paar Zusatzfragen.

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Greta Thunberg hat mit ihrer Rede eine heftige Debatte über die Art entfacht, wie man über den Klimawandel und die Verhinderung der Erderwärmung reden darf und soll. Und was Kinder dabei mitzureden haben. Hier noch ein paar Zusatzfragen.

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"Wir stehen am Anfang eines Massenaussterbens und alles, worüber ihr reden könnt, ist Geld und die Märchen von einem für immer anhaltenden wirtschaftlichen Wachstum.“ Die empörten Rufe der 16-jährigen Greta Thunberg vor der UN-Vollversammlung werden noch einige Zeit die Debatte über den Klimaschutz dominieren. Und die Frage, die sich daran knüpft, ist eigentlich nicht der Klimaschutz an sich, als vielmehr, ob Greta Thunberg das tun sollen dürfte, was sie tut. Etwa unter Tränen vor den Vereinten Nationen gegen jene zu protestieren, die die Geschicke der Welt lenken sollen.

Thunbergs Rede war der Höhepunkt dessen, was derzeit als „Klimahype“ überall dort ist, wo Thunberg auftaucht. Die Reaktionen darauf sind äußerst geteilt. Einige Klimaforscher fordern eine Verwissenschaftlichung der Debatte und ein Ende der Emotionen. Niklas Höhne, Leiter des NewClimate Institute an der Universität Wageningen, meint hingegen, endlich habe einmal jemand den Mut, laut und öffentliches Aufsehen erregend zu sagen, was seit 20 Jahren folgenlos von Hunderten Wissenschaftern beanstandet wird: dass die Politik versagt hat und das Klima bald in irreversibler Weise verändert sein wird. Aber die Debatte hat einen weiteren Boden. Nämlich, welche Rechte haben Kinder, sich in einen gesellschaftlichen Diskurs überhaupt einzumischen oder teilzunehmen? Die Freitagsprotestierer würden schnell verschwinden, wenn man ihnen einmal aus Klimaschutzgründen ihre Handys wegnehmen würde, so die Ansicht.

Andere, wie der Energieexperte und FURCHE-Gastautor Johannes Schmidl, sehen darin den Auftakt zu einer neuen 1968er-Bewegung. Man wird diese polarisierenden und polarisierten Standpunkte verschiedentlich in den nächsten Ausgaben der FURCHE finden. Hier sollen noch ein paar wenige Fragen zusätzlich zur Diskussion gestellt werden. Erstens: Warum bedeutet Emotionalität in öffentlichen Diskussionen automatisch Unsachlichkeit? Hat eine 16-Jährige nicht die Kompetenz, das Wachstumsmodell in Zweifel zu ziehen? Sind nicht jene Dinge, die in New York unter Tränen vorgebracht wurden, inhaltlich deckungsgleich aus dem Mund von Klimaexperten oder Ökonomen gekommen?

Zukunftspunkte

Ein anderer Punkt: Warum sollten sich „Kinder“ (also Jugendliche) aus einer Diskussion fernhalten, die um die Zukunft dieses Planeten geführt wird, also über sie selbst? Sind sie leichter für Profitzwecke zu missbrauchen (wie das manche Gretas Mutter vorwerfen)? Und wenn sie nicht mitdebattieren sollen: Warum dürfen 16-Jährige (auch in Österreich) wählen? Und – da auch deren Wissenskompetenz angezweifelt wird – müssten sich nicht konsequenterweise alle Mitdebattierer einem Verfahren unterziehen, um festzustellen, ob sie denn auch wissen, wovon sie sprechen?
Etwa: Sind Sie fähig, die drei hauptverantwortlichen Gase für den Treibhauseffekt zu nennen? Oder zu definieren was die Abkürzungen IPCC, ppm und ppb bedeuten? Und dann: Wären Sie bereit, Mobilität und Komfort aufzugeben, auch wenn andere (China, USA) dazu nicht im selben Maße bereit sind? Und schließlich: Müssen sich Eltern/Großeltern schuldig fühlen, wenn die jüngere Generation gegen das System aufsteht, das die ältere Generation prägte?

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