
Wie Frauen Revolutionen prägen
Die Bewegung gegen die Diktatur in Belarus wird von Frauen geführt. Das ist nicht überraschend. Frauen prägten – unserem Geschichtsbild zum Trotz – die größten Umstürze von 1789 bis heute.
Die Bewegung gegen die Diktatur in Belarus wird von Frauen geführt. Das ist nicht überraschend. Frauen prägten – unserem Geschichtsbild zum Trotz – die größten Umstürze von 1789 bis heute.
Gäbe es eine Berufsausbildung für landläufige Diktatoren, sie würde sicher viel militärische Übung umfassen, dazu noch geheimpolizeiliches Verhalten und ein Spezialkurs in Repression und Folter. Eventuelles Training an lange erfolgreichen Vorbildern: Dionysos von Syrakus, General Franco, Napoleon. Und derart geschult würde der starke Mann selbst nach 26 Jahren an der Macht nicht auf die Idee kommen, dass es noch etwas anderes gibt als männlich geprägte Gewalt und Macht.
So war es bei Alexander Lukaschenko, der seinen Titel „Europas letzter Diktator“ mit Freude trug. Er hielt sich im Amt mit allerlei Grausamkeit und hielt sie für notwendig und prahlte auch damit. Er entledigte sich akribisch aller männlichen Gegenkandidaten durch Erpressung, Folter, Gefängnis usf. Und als er sich unversehens bei den Präsidentenwahlen einer Konkurrentin, Svetlana Tichanowskaja gegenüber sah, war er noch zu Scherzen aufgelegt. Ob denn die Frauen nicht besser kochen sollten als Politik machen? Ob denn nicht die Verfassung von Belarus einen Mann an der ersten Position des Staates geradezu zwingend erfordere. So fragte Lukaschenko lässig und irrte damit fatal in jeder Beziehung.
Überraschungsfrauen?
Nun hat nicht nur „Sveta“ einen mutmaßlichen Erdrutschsieg gegen Lukaschenko gelandet. Die belarusischen Frauen sind drauf und dran, den Diktator aus Amt und Land zu treiben, nachdem er die Opposition mit seinen Schlägern, Haft und Folter unterdrücken wollte. Zu Zehntausenden haben sie in den vergangenen Tagen die friedlichen Proteste gegen ihn angekurbelt, in Weiß gekleidet haben sie sich unbewaffnet gegen die Polizei gestellt – und gewonnen. Und von der Washington Post bis zum Guardian berichten die Gazetten der Weltpresse nun von den mutigen „Revolutionärinnen von Minsk“.
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