"Wir Kurden sind des Kriegs müde"

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Sieben Tage dauerte die letztwöchige Offensive der türkischen Armee gegen die PKK-Kämpfer im Nordirak - nur eine Woche, muss man hinzufügen, denn der türkische Generalstabschef hat zu Beginn des Angriffs noch gemeint, dieser könnte auch ein Jahr lang dauern. Die türkischen Militärs sind auch die Verlierer dieses Konflikts, so wie die PKK, die mindestens 237 Kämpfer verloren hat. Die politischen Gewinner dieser Eskalation sind in jedem Fall der türkische Premier Recep Tayyip Erdogan und die Kurden im Nordirak. Daban Shadala, Vertreter der Patriotischen Union Kurdistans (PUK) streut im Gespräch mit der Furche dem türkischen Premier jede Menge Rosen: "Erdogan wollte diesen türkischen Einmarsch im Nordirak nicht", ist Shadala überzeugt. Wie viele andere politische Kommentatoren sieht auch der irakische Kurde das türkische Militär als den eigentlichen Kriegstreiber - und "die PKK hat eine Angriffsfläche geboten und die Türken ständig unnötig provoziert".

Shadala bestätigt, dass die PKK im Nordirak zunehmend isoliert ist: "Wir Kurden sind müde, wir wollen keinen Krieg und keine Gewalt mehr." Die einstmalige Sympathie der Kurden mit "ihren Rebellen" scheint großteils verflogen - in der Türkei und im Irak: Im türkischen Parlament sitzen 54 kurdische Abgeordnete für Erdogans AKP-Partei im Gegensatz zu 21 PKK-Mandataren. Und im Nordirak versuchen die Kurden alles zu vermeiden, was ihnen als Parteinahme für die PKK angelastet werden könnte und ihre privilegierte Stellung in Gefahr bringt. In den jüngsten Berichten der PKK-nahen Nachrichtenagentur Firat wird der irakische Präsident Jalal Talabani, selbst ein Kurde und Chef von Shadalas PUK, sogar beschuldigt, er helfe dem türkischen Geheimdienst mit Informationen und die kurdische Dorfbevölkerung werde mit Geld und Drohungen bestochen, um die PKK-Verstecke zu verraten.

"Wenn man eine Hand nicht abschneiden kann, muss man sie küssen", erklärt Shadala das Erfolgsprinzip der Kurden im Irak, die sich mit der regionalen Selbstverwaltung im Rahmen eines ungeteilten Iraks zufrieden geben - und die man dafür in der Bagdader Regierung "mit genügend Posten" belohnt hat. Diesen Weg empfiehlt Shadala auch den türkischen Kurden und der PKK: "Wir haben 50 Jahre und länger für unsere Unabhängigkeit gekämpft und alles verloren: unsere Dörfer, unsere Kultur, unsere Geschichte.Nur durch den politischen Prozesse können wir gewinnen - im Irak und in der Türkei." WM

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