GreenLine - © Foto: imago / agefotostock

Zypern: „Erdoğan ist überall“

19451960198020002020

Einer Vereinigung Zyperns stehen vor allem die Interessen Ankaras im Weg, sagt Niyazi Kızılyürek, türkisch-zypriotischer Abgeordneter im Europaparlament. Ein Gespräch über die anachronistische Übermacht der UN und die selbstgewählte Ohnmacht der EU.

19451960198020002020

Einer Vereinigung Zyperns stehen vor allem die Interessen Ankaras im Weg, sagt Niyazi Kızılyürek, türkisch-zypriotischer Abgeordneter im Europaparlament. Ein Gespräch über die anachronistische Übermacht der UN und die selbstgewählte Ohnmacht der EU.

Werbung
Werbung
Werbung

In Europa liegt die einzige noch geteilte Hauptstadt der Welt: Nikosia auf Zypern. Seit 1974 ist der Norden vom Süden der Insel politisch abgespalten. Welche Auswirkungen die Wahl in der Türkei auf die Situation haben könnte und warum der Willen zum Wandel nur langsam wächst, erklärt EU-Parlamentarier Niyazi Kızılyürek.

DIE FURCHE: Die „Republik Zypern“ versus die „Türkische Republik Nordzypern“, die international nur von der Türkei anerkannt wird – seit 1974 ist die Insel geteilt, dementsprechend auch die Bevölkerung gespalten. Was hat sich diesbezüglich getan, ist man aufeinander zugegangen?
Niyazi Kızılyürek:
Vor allem interkommunale oder bikommunale Aktivitäten auf zivilgesellschaftlicher Ebene haben zugenommen. Hier ragen Künstlerinnen und Künstler heraus. Mitnichten werden solche Engagements aktiv seitens der Regierung unterstützt. Als Mitglied des Europäischen Parlaments schlage ich aber einen anderen Kurs ein, etwa indem ich integrative Gruppen aus Zypern ins EU-Parlament einlade. So hatte ich bereits Jugendverbände oder im Zuge des Weltfrauentages Frauenorganisationen, die sich für ein gemeinschaftliches Zusammenleben einsetzen, zu Gast. Demnächst ist der Besuch einer Kunstvereinigung geplant.

DIE FURCHE: Welche Rolle spielt die Teilung der Insel, die sogenannte Grüne Linie, im Alltag der Zyprioten?
Kızılyürek:
Die Grüne Linie wird seit 1974 durchgehend von der UN-Friedensmission bewacht. Erstmals wurde 2003 einer dieser Kontrollpunkte geöffnet. Mittlerweile existieren einige Grenzübergänge, die zunehmend in Anspruch genommen werden. Etwa fahren viele griechische Zyprioten zum Einkaufen in den nördlichen Teil der Insel. Umgekehrt setzen viele türkische Zyprioten regelmäßig in den Süden über. Aber natürlich bleibt die Grüne Linie auch eine Spannungslinie, Meinungsverschiedenheiten brechen sich Bahn. Wenn diese zu eskalieren drohen, kümmert sich die UN darum.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung