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Weg vom Einfall

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FURCHE: War für Sie der Schritt von der Lyrik zur Prosa groß? MAYRÖCKER: Nein; auch war es kein Schritt, sondern eine Verlagerung zu einem Anders-ge-lagert-Sein: die Texte in „Mini-monsters Traumlexikon“ haben einen Sprachduktus, der als Modell die Prosa hat, oder was man sich unter Prosa vorstellt (während die Texte in „Tod durch Musen“ als Modell die Lyrik haben, oder was man sich unter Lyrik vorstellt). FURCHE: Ist damit für sie die Entscheidung gefallen, die Lyrik aufzugeben?

MAYRÖCKER: Keineswegs. FURCHE: Wie hoch veranschlagen Sie den Einfall? MAYRÖCKER: Ich schätze den Verbaleinfall, den Modelleinfall, nicht aber den Einfall, der auf eine solche Story gezielt ist. FURCHE: In welcher Weise spielt bei Ihnen die Fabel noch eine Rolle?

MAYRÖCKER: Insoweit, als sie sich einverleiben läßt in meine Vorstellung von Poesie. FURCHE: Glauben Sie, daß man heute noch traditionelle Prosa schreiben kann und soll? MAYRÖCKER: Ich glaube, daß traditionelle Prosa in außerkünstlerischen Sparten der Literatur wie im Tatsachenbericht, in der Reportage, im Sachbuch ihre Berechtigung hat, ebenso wie im Kriminalroman und der Science-fiction-Story und in anderen Gattungen der populären Unterhaltungsliteratur.

FURCHE: Wen halten Sie in Österreich für den bedeutendsten Schriftsteller der Gegenwart?

MAYRÖCKER: Ernst Jandl. Außerdem als Nicht-Österreicher: Arno Schmidt; und als überdies Nicht-Zeitgenossen: Hölderlin.

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