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40 Jahre Kunst in Kärnten

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1920 bis 1960: das ist ein großes Versprechen: war doch von dieser Zeit an die „Kärntner Schule“ der Inbegriff der österreichischen Malerei. Tatsächlich ist diese Ausstellung anläßlich der 40. Wiederkehr des Volksabstimmungsjahres auch die bedeutendste, die im Klagenfurter Künstlerhaus zu sehen war.

Das Zentrum der Ausstellung bildet die „Nötscher Schule“. Franz Wiegeies Stärke lag im Porträt, im Abschildern, aber nicht im Bildbau. Waldmüller war der Ausgang seiner analytischen Licht-Schatten-Malerei, und so blieb sie in einem Naturalismus stecken; zudem wurde seine oft sehr differenzierte Farbigkeit zuletzt zu Schönfärberei. Sein Schwager, Anton K o 1 i g, von dem leider die frühen expressiven Bildnisse fehlen, stellt sich als Maler mit außerordentlicher, spätbarocker Bravour dar. Die Entwürfe für das neue Salzburger Festspielhaus zeigen, daß hier ein Vorhang entstanden wäre, der noch altösterreichische großartige Pracht aus-smi\hlh Jffttf^de^im alten Sinne.iest^cJi gjwßgn wärel Er hat den Auftrag nicht.. bekommen. Als „Erbe“ der...Nötscher Schule“ ist Anton Mahringer präsentiert. Mit sechs Bildern ist er recht gut vertreten. Er zieht in die Nötscher Tradition, die er von naturalistischen .Faktoren weitgehend reinigt, den geometrischen Bildbau und den Stimmungsgehalt der Landschaftsbilder der Donau-Schule herein. Seine Bilder rufen nach Kontrastierung, nach Verdichtung.

Die Auswahl aus dem Werk des ursprünglichsten Kärntner Malers, Herbert B o e c k 1, läßt fast alles zu wünschen übrig: 'es fehlen die frühen Kärntner Landschaften, die seinen Ruhm begründeten und den Fundus seines Werkes bildeten. Nur die heilige Therese von Lisieux ist ein eindeutig für ihn sprechendes Werk. Durch diese Auswahl wurde die Ausstellung entscheidend geschwächt. — Erfreulich ist das Wiedersehen mit Felix E s t e r 1 : seine Bilder gehören zum Reinsten, das auf Kärntner Boden geschaffen wurde. Hans E g g e r, ebenfalls früh gestorben, gehört der Pariser Tagesmalerei an. Von Willi Zunk sind nur zwei und zudem nicht überzeugende Werke zu sehen, von Stefan Pichler sogar nur eines, und auch nur ein allgemeines. Hier ist wiederum ein Qualitätsabstrich zu bemerken. Max Florian, nur mit drei Tafeln vertreten, repräsentiert sich in den zwei frühen recht gut. Ein Maler, der ins helle Licht hätte gerückt werden müssen, Arnold C 1 e m e n t s c h i t s c h, ist nur mit fünf Gemälden zu sehen, von denen keines ein zentrales ist und sein ganzes Können zeigt. Auch hier bewirkte die Auswahl empfindlichen Qualitätsverlust.

Von den bisher genannten Malern leben nur Clementschitsch als „Altmeister“ und Mahringer in Kärnten. Die gegenwärtige Kärntner Malerei findet damit in diesen und in Werner Berg ihren Höhepunkt. Berg ist mit sechs Bildern eindrucksvoll vertreten. Er gehört zwar nicht der „Kärntner Schule“, aber um so mehr dem Kärntner Unterland und seinen Menschen an, denen er mit Inbrunst und Formkraft ein Denkmal schafft, wie es heute kaum mehr geschieht. Inmitten der warmen Farbigkeit der „Kärntner Schule“ wirkt seine kalte wie eine Fanfare.

Wie die Auswahl, läßt auch die Gewichtsverteilung zu wünschen übrig: Mit je fünf Werken sind zuni Beispiel folgende Maler vertreten: Boeckl und Clementschitsch; flauer und Wucherer Von den Klagenfurter Malern, die den Grundstock des Kärntner Kunstvereins bilden, stellen sich Karl Bauer und Egon Wucherer zu sehr in den Vordergrund; es ist auch merkwürdig, daß Kurt Schmidt mit doppelt so vielen Arbeiten vertreten ist als Willi Zunk, und Pepo Grabmer mit genau so vielen wie Maximilian Florian. Zu nennen wären noch Ernst Graef, Elisabeth Guttenberg-Sterneck, Hilde Frodl, Franz Schneeweiß und Rudolf Canaval. Von den Jungen ist die stärkste Malerin, Maria Laßnig, nur mit einem frühen Bild — auch ein Versäumnis —, Karl Stark ebenfalls nur mit einem, seine Frau, Elfriede Stark-Petrasch, ist mit zwei Stilleben und Günther Kraus ist mit einer informellen Malerei zu sehen. — Zu erwähnen sind noch die Bildhauer Fritz laindl, ein Schüler Hanaks, der große, expressive Holzfiguren zeigt, und Karl Newole, ein ehemaliger Schüler Wotrubas.

Trotz gewisser Unzulänglichkeiten der Organisation und der lury ist zu erkennen, daß die „Großen Kärntner“ durchweg Persönlichkeiten waren und sind, die sich scharf voneinander abheben und keine weltkonformistischen Züge aufweisen, wie es gegenwärtig bei jenen Malern der Fall ist, die als die „modernsten“ Österreicher in die Welt geschickt werden.

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